Heppenheim (Bergstraße):Hessen will Hilfe für Opfer von Vergewaltigungen ausbauen

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Viele Opfer sexueller Gewalt erleiden durch die brutalen Taten ein Trauma. Nach dem Prinzip der "Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung" beteiligen sich...

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Heppenheim/Gießen (dpa/lhe) - Viele Opfer sexueller Gewalt erleiden durch die brutalen Taten ein Trauma. Nach dem Prinzip der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung“ beteiligen sich 22 Kliniken in Hessen mittlerweile an der Hilfe für Opfer von Sexualdelikten, wie das hessische Sozialministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. „Bei der Versorgung nach diesem Modell geht es darum, eine gewaltsensible medizinische und psychosoziale Versorgung sowie rechtsmedizinische Spurensicherung nachhaltig in erreichbarer Nähe der Betroffenen zu etablieren“, sagte Ministeriumssprecherin Alice Engel.

Vergewaltigung sei ein Thema, über das selten offen gesprochen wird. Oft wüssten Frauen nicht, wo sie Hilfe bekommen können, wenn sie Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden sind, teilte der Kreis Bergstraße mit. Der Kreis will am (heutigen) Montag (10.30 Uhr) eine Bilanz zu einer einjährigen Kooperation mit der Gewaltambulanz der Uniklinik Heidelberg und dem Kreiskrankenhaus Bergstraße unter dem Motto „schnelle Hilfe nach Vergewaltigung“ vorlegen.

Das Sozialministerium unterstütze seit Jahren finanziell und fachlich den zunächst in Frankfurt eingeführten Ansatz der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung“. Dieser Ansatz solle schrittweise landesweit eingeführt werden. Neben den beteiligten Kliniken gebe es landesweit mittlerweile 13 Frauennotrufe und 45 Beratungsstellen für Frauen, die einen sexuellen Übergriff erlebt haben, erleben oder dies befürchten. Die Beratungsstellen helfen auch Kindern, die Opfer von Sexualdelikten wurden. Eine umfassende Erhebung, wie viele Opfer Hilfe gesucht haben, wird nach Angaben des Sozialministeriums derzeit vorbereitet. Alleine in Frankfurt seien beim Frauennotruf im vergangenen Jahr fast 200 Anfragen eingegangen. 2017 seien es dort noch 167 gewesen.

„Folgen einer Vergewaltigung können posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen oder auch Angststörungen sein“, sagte die Leiterin der psychosomatischen Ambulanz des Uniklinikums Gießen und Marburg, Secil Akinci. „Schuld und Scham sind ein großes Thema“, sagte die Medizinerin besonders mit Blick auf Kinder als Opfer. Dies erschwere eine Anzeige. „Wichtig ist ein schneller professioneller Kontakt.“ Die Dunkelziffer sei hoch.

Der Kriminalstatistik zufolge gab es deutschlandweit 2018 mehr als 9000 registrierte Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und besonders schwerer sexueller Übergriffe.

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