Film - Neubrandenburg:Film über IS-Radikalisierung gewinnt Festival dokumentART

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Neubrandenburg (dpa/mv) - Der Film "Tracing Addai" (Auf den Spuren von Addai) hat den Hauptpreis des Europäischen Filmfestivals dokumentART 2019 gewonnen. Der Streifen thematisiere die Gefühle einer Mutter, die ihren Sohn an die Terrororganisation IS verliere, erklärte Margit Schild als Sprecherin der internationalen Jury am Samstag in Neubrandenburg. "Dieser Film hat uns am meisten berührt." Der Dokumentarfilm von Esther Niemeier mit Animationsteilen behandelt eine wahre Geschichte, ist knapp 30 Minuten lang und hat bereits Preise in vier Ländern gewonnen.

Insgesamt traten in Neubrandenburg 49 Filme um fünf Preise an. Der Hauptpreis des Schweriner Bildungsministeriums ist mit 5000 Euro dotiert. "Das Thema Syrien ist gerade wieder brennend aktuell", erläuterte Schild. "Tracing Addai" zeige, wie sich ein Sohn von der Mutter entfremdet, sich radikalisiert und später stirbt. Diese Radikalisierung sei ein sehr persönlicher Weg, wie bei vielen Schicksalen.

Die Flüchtlingsproblematik dominierte das Dokumentarfilmfest: Gleich drei Preise gingen an Filme mit Bezug dazu. So verlieh die Jury den zweithöchsten Preis an den Film "Biotop" des deutschen Filmemachers Paul Scholten. Darin wird gezeigt, wie aus Ressentiments und Ängsten eine überdimensionierte Lärmschutzwand in einem Vorort von München entsteht - wegen eines Heimes für Flüchtlinge. Den erstmals vergebenen "Nachhaltigkeitspreis" bekam der Schweizer Andreas Muggli, der zwei afrikanische Flüchtlinge in einer Zeltstadt in Norditalien traf und mit der Kamera über Wochen in die Schweiz begleitete.

"Das Programm hatte 2019 ein sehr hohes Niveau", sagte Schild im Namen der Jury. 82 Filme aus 30 Ländern waren gezeigt worden. Das Dokumentarfilmfest soll es künftig noch alle zwei Jahre geben, sagte Holm-Henning Freier vom Latücht-Verein. Es wird im Wechsel mit den neuen "DokArt-Zukunftstreffen" stattfinden, bei dem aktuelle gesellschaftliche Themen an kleineren Orten debattiert werden.

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