Unfaire Geschäftspraktiken:Microsoft muss eine halbe Milliarde Euro Strafe zahlen

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Zu einer Strafe von 561 Millionen Euro hat die EU-Kommission den Software-Giganten Microsoft verpflichtet. Der Konzern habe sich nicht an die Zusage gehalten, seinen Kunden mehr Wahlfreiheit bei der Auswahl von Internet-Browsern zu gewähren.

Der Softwarekonzern Microsoft muss wegen unfairer Geschäftspraktiken 561 Millionen Euro Geldbuße an die Europäische Union zahlen. Das hat die EU-Kommission jetzt entschieden. Der Konzern habe Windows-Nutzer in der Wahl ihrer Browser zu sehr eingeschränkt.

Im Streit über eine dominante Marktstellung bei Webbrowsern hatte sich Microsoft 2009 verpflichtet, den Kunden in Europa bis zum Jahr 2014 beim Starten des Betriebssystems Zugang zu einem Auswahlbildschirm mit mehreren Browsern zu gewähren. Damit soll erreicht werden, dass Anwender auch Alternativen zu dem auf Windows-Systemen vorinstallierten Internet Explorer nutzen. Doch mit dem Update "Service Pack 1" für das Betriebssystem Windows 7 stellte der Konzern die Funktion überraschend ein.

Der Konzern hatte das Versäumnis bereits im vergangenen Jahr eingeräumt und von einem "technischen Fehler" gesprochen. Schuld seien Techniker, die ein notwendiges Update vergessen hätten. Inzwischen hat Microsoft die kritisierte Praxis beendet. Um Wiedergutmachung zu leisten, hatte das Unternehmen bereits angekündigt, die automatische Browser-Auswahl 15 Monate länger anbieten zu wollen als die von Brüssel verordneten fünf Jahre.

EU sieht Vormachtstellung von Microsoft als Problem

Doch die EU-Kommission konnte das offenbar nicht beruhigen: "Dies ist das erste Mal, dass die Kommission einem Unternehmen wegen der Nichteinhaltung eines Verpflichtungsbeschlusses eine Geldbuße auferlegen muss", teilte die Kommission jetzt mit. Brüssel sieht generell die Vormachtstellung von Microsoft als Problem - der Marktanteil des Betriebssystems Windows liegt bei Computern und Laptops europaweit bei mehr als 90 Prozent. Der Anteil des Internet Explorers bei den Browsern ist aber nach Angaben der EU-Kommission mit rund 55 Prozent deutlich niedriger.

Browser-Programme sind nötig, um im World Wide Web zu navigieren; damit lassen sich Webseiten auf dem Computer aufrufen. Microsoft installierte früher standardmäßig den hauseigenen Internet Explorer. Nach dem Einschreiten der EU-Kommission öffnet sich inzwischen auf allen neuen Windows-Geräten in der Europäischen Union ein Auswahlfenster, auf dem auch Konkurrenzangebote wie Mozilla Firefox, Google Chrome, Apple Safari sowie acht kleinere Anbieter wie Opera erscheinen.

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Die EU-Kommission hatte Microsoft schon zuvor mit mehreren Kartellverfahren in die Schranken gewiesen. Microsoft musste so wegen wettbewerbswidriger Geschäftspraktiken insgesamt bereits 2,16 Milliarden Euro zahlen.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/leja/pauk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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