Software für besorgte Eltern:Wie Kinder sicher surfen

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  • Mit spezieller Software können Eltern kontrollieren, wo und wie lange ihre Kinder im Internet surfen.
  • Das Problem: Bereits eine simple Google-Suche liefert Anleitungen, um diesen Schutz zu umgehen.
  • Wichtiger als digitale Blockaden ist ein analoges Vertrauensverhältnis.

Von Helmut Martin-Jung, München

Die gute Nachricht zuerst: Wer an seinem Computer die Sicherheits-Software eines der renommierten Hersteller wie Bitdefender oder F-Secure einsetzt, kann damit einigermaßen sicher den schlimmsten Schmutz aus dem Netz von seinem Kind fernhalten. Und auch dafür, die Zeit zu begrenzen, die Programme festzulegen, die ein Kind am Rechner benutzen darf, gibt es brauchbare Software, die sich teilweise sogar von unterwegs aus steuern lässt.

Und nun die schlechte Nachricht: Ein unüberwindbares Hindernis stellt keine davon dar. Das Kind muss kein hochbegabter Hacker sein, um sie zu knacken - es gibt ja schließlich das Internet. Und dort finden sich schon unter den ersten Treffern einer Google-Suche nach der jeweiligen Schutzsoftware Verweise auf Erklärvideos, in denen Schritt für Schritt gezeigt wird, wie man die Sperre nicht bloß aushebelt. Nein, die Kids erfahren dort auch gleich, wie sie das tun, ohne dass die Eltern davon etwas mitkriegen.

So sinnvoll es also ist, etwa einen Kinderschutzfilter zu installieren, umso weniger kann man sich darauf verlassen, dass die teuer gekaufte und mühsam eingerichtete Schutzsoftware auch tatsächlich ihre Funktion erfüllt. Und wenn es das eigene Kind alleine nicht schafft, die Sperre zu umgehen, holt es sich vielleicht Freunde dazu, die die nötigen Kniffe draufhaben.

Die Kinder bekommen ein festgelegtes Zeitbudget

Die Schutzprogramme erfüllen im Wesentlichen drei Funktionen: Sie sollen durch Filter unerwünschte Internetinhalte blockieren, was den Programmen aber nicht zu 100 Prozent gelingt und oft auch harmlose Seiten blockiert. Sie sollen zudem verhindern, dass Kinder etwa auf Smartphones oder Tablets selbst Programme installieren oder innerhalb von Apps Käufe tätigen können - was besonders bei kostenlosen Spiele-Apps vorkommt. Diese Blockaden greifen in der Regel zuverlässig. Der dritte Job ist es, die Zeit zu reglementieren, die ein Kind am Computer verbringen darf, und die Programme auszuwählen, auf die es dabei zugreifen kann.

Ein Spezialist für die letztere Aufgabe ist zum Beispiel das Programm "Kindersicherung" der Firma Salfeld (etwa 30 Euro). Die Eltern können darin detailliert festlegen, welche Programme ein Kind wie lange nutzen darf. Und um die Sache nicht so starr zu gestalten, erhält das Kind sogar ein Zeitbudget, das es selbst verwalten kann. So können die Eltern etwa festlegen, dass ein Spiel nur eine halbe Stunde täglich genutzt werden darf, das Textverarbeitungsprogramm aber länger zur Verfügung steht.

Ein vertrauensvolles Verhältnis hilft am meisten

Auch auf manchen Routern - den kleinen Geräten, über die der PC sich mit dem Internet verbindet - lassen sich Kindersicherungsfunktionen einstellen, die aber ebenfallls überwindbar sind. In mehr und mehr Haushalten gibt es zudem eine Vielzahl von internetfähigen Geräten - von Handys über iPods, Tablets bis hin zu PC und Laptop. Das alles in Zaum und im Blick zu haben, ist schwer.

Besser als eine technische Lösung ist daher ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Kindern. Das bedeutet nicht, dass man ihre Chats mitlesen soll. Sich dafür interessieren, was die Kinder machen, auch mal mitspielen bei einem Spiel, als Ansprechpartner verfügbar sein, hilft oft besser als unpersönliche Software, die nach der festgelegten Zeit den Bildschirm schwarz werden lässt.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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