Smartphone:So speichern Sie Smartphone-Fotos für die Ewigkeit

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Smartphones haben herkömmliche Fotoapparate längst überflügelt - zumindest was die Menge der damit geschossenen Fotos angeht. Wer langfristig Freude an den Aufnahmen haben will, sollte diese ab und zu sichern. (Foto: Beck Diefenbach/dpa)
  • 51 Prozent der Deutschen geben an, mit dem Smartphone zu fotografieren - weit mehr als mit Digitalkamera oder Spiegelreflex.
  • Festplatten oder Clouds sind zum Speichern der Bilder nicht ideal. Festplatten gehen kaputt, Clouds können gehackt werden.
  • Wer lange etwas von seinen Fotos haben will, sollte verschiedene Speichermöglichkeiten kombinieren.

Von Thorsten Riedl, München

Schon Friedrich Dürrenmatt hat erkannt: "Jeder kann knipsen, auch ein Automat - aber nicht jeder kann beobachten." Wer sich so umschaut, möchte hier und da an die Worte des Schweizer Schriftstellers erinnern. Es wird geknipst und gefilmt, was die Speicherkarte hält: mit der Digitalkamera, dem Smartphone oder der Action-Cam.

Der Münchner Marienplatz und der Kölner Dom gehören zu den beliebtesten Motiven in Deutschland. Die Internet-Plattform Instagram hat das ermittelt - allein dort werden Tag für Tag fast 100 Millionen Bilder hochgeladen. Was aber, wenn die eigenen Fotos plötzlich unrettbar verloren sind - etwa, weil das Smartphone abhanden kommt? Dann zahlt es sich aus, wenn man sich nicht darauf verlassen hat, dass schon alles gutgehen wird und vorgesorgt hat.

Wohin mit den Fotos der Liebsten?

Die beste Kamera ist bekanntlich die, mit der man grad unterwegs ist. Kein Wunder, dass nicht nur die Deutschen am häufigsten mit dem Smartphone fotografieren. Das muss keine schlechte Wahl sein, wie die Bildqualität des jüngsten iPhones von Apple, Samsungs Galaxy S 7 oder des P 9 von Huawei beweisen. 51 Prozent nutzen das Telefon zum Fotografieren, so das Ergebnis einer Befragung des Marktforschungsinstituts Kantar Emnid. Auf Platz zwei immerhin folgt die kompakte Digitalkamera mit 20 Prozent, weit abgeschlagen auf Platz drei mit sieben Prozent fortgeschrittene Kamerasysteme mit Wechselobjektiv. Drei Milliarden Bilder kommen so im Monat zusammen.

Doch wohin mit den Fotos der Liebsten, der Urlaubsreise oder dem Video von den ersten Schritten des Kleinen? Auch hier scheint das Motto zu gelten: Der beste Speicher ist der, auf den man am einfachsten zugreifen kann. Dieses Mal ist das in der Regel aber nicht die beste Wahl. 52 Prozent sichern Bilder auf dem Computer, also auf dessen Festplatte, so heißt es in der Studie im Auftrag des Elektronikversenders Reichelt Elektronik weiter. 40 Prozent lassen die Bilder auf dem Smartphone, ebenso viele auf einem USB-Stick. Man muss nur einen Blick in die Statistiken werfen, um zu merken, dass das alles keine gute Idee ist.

Täglich gehen Smartphones im Wert von mehr als sieben Millionen Dollar verloren. Allein auf Flughäfen in den USA werden Woche für Woche 12 000 vergessene Laptops aufgefunden, so eine Statistik des US-Back-up-Dienstleisters Mozy. Und selbst, wer sich für weniger schusselig hält: Die Gefahr, dass Hacker Zugriff auf persönliche Daten erhalten, steigt - egal ob auf dem persönlichen Telefon oder dem eigenen Computer. Wenn alles glatt und sicher läuft, steckt der Teufel dennoch im Detail.

Die Lebensdauer einer Festplatte beträgt nur etwas mehr als 10 Jahre

Speichermedien halten nämlich nicht ewig. Wer seine Fotos auf optischen Medien wie CD, DVD oder Blu-Ray verewigt, muss sich schon nach fünf bis zehn Jahren Gedanken über deren Sicherheit machen. Bei optimalen Lagerbedingungen - wenig Temperaturschwankungen, kaum Staub, hohe Luftfeuchtigkeit, kein Sonnenlicht - halten die Scheiben auch durchaus länger, doch wer kann zu Hause schon alle diese Bedingungen garantieren?

Festplatten bringen es in der Regel auf etwas mehr als zehn Jahre. SSD (Solid State Drive), die in vielen modernen Rechnern als Speichermedium verwendet werden, sterben unter Umständen noch früher - je nachdem, wie intensiv sie genutzt werden. Platten für den Heimgebrauch sind für weniger lange Laufzeiten ausgelegt als solche, die in Netzrechnern in Unternehmen ihren Dienst tun. Wer nach einem Platten-Ausfall einen Dattenretter beauftragt, muss mit Kosten von mehreren Hundert Euro rechnen.

Gerätespeicher

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(Foto: dpa-tmn)

Das Einfachste ist es, seine Fotos dort zu lassen, wo sie gemacht werden: auf dem Smartphone, der Kamera oder dem Tablet. Von der reinen Speicherkapazität her stellt das meist kein Problem dar: Viele neuere Smartphones und Tablets haben 16 Gigabyte Speicher oder mehr. Davon bleibt einiges für die Bilder, auch wenn reichlich Platz vom Smartphone-System und Apps belegt wird. SD-Speicherkarten für Kameras gibt es schon mit einem Terabyte. Für etwas mehr als einen Zehner sind Karten mit einer Kapazität von 32 Gigabyte zu haben. Auch das reicht dicke. Wer im Bekanntenkreis fragt, wird erstaunt sein, wie viele diesen Weg wählen. Doch spätestens, wenn das Telefon mal seinen Geist aufgegeben hat oder abhandengekommen ist, fängt der Ärger an. Die meisten stört dann weniger der Verlust des Gerätes, sondern mehr der von vielen Erinnerungen, auf die es plötzlich keinen Zugriff mehr gibt. Wer seine Daten schon unbedingt mit sich führen will, sollte sie also zumindest regelmäßig sichern.

USB-Stick

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(Foto: Jens Schierenbeck/dpa-tmn)

Ein einfacher Weg, Fotos zu sichern, sind USB-Sticks. Die kleinen Geräte passen in eine der USB-Buchsen eines Computers und haben ein Fassungsvermögen von inzwischen bis zu einem Terabyte, das sind 1000 Gigabyte. Diese Wechseldatenträger haben andere Medien wie Disketten abgelöst, weil sie so einfach zu handhaben sind. Es gibt winzig kleine Modelle, wasserdichte, besonders robuste, in unterschiedlichsten Formen, auch eingebaut, etwa in einer Armbanduhr. Ihr Problem ist immer dasselbe: Weil die Speichersticks so transportabel sind, können sie schnell auch einmal verlegt werden. Die Lebensdauer eines USB-Sticks hängt von seinem Gebrauch ab: Je häufiger Daten auf das kleine Speichergerät geschrieben werden, desto eher können dadurch einzelne Bereiche des Flash-Speichers im Inneren beschädigt werden. Die Zahl der Schreib- und Löschzyklen ist nämlich begrenzt. Bei achtsamer Handhabung sollten zehn Jahre in der Regel drin sein - wenn man den USB-Stick vorher nicht verliert.

Festplatte

Computer haben eine Festplatte eingebaut, entweder in klassischer Form als magnetisches Speichermedium mit rotierenden Scheiben oder als Solid-State-Drive. Solche SSD ähneln in ihrer Technik dem Flash-Speicher eines USB-Sticks. Beide Varianten haben eine Lebensdauer von ungefähr zehn Jahren - meist länger als der Rechner, in dem sie eingebaut sind. Magnetische Festplatten sind noch immer günstiger als SSD-Platten, zudem mit grö-ßeren Kapazitäten zu haben. Festplatten gibt es auch in externen Varianten. Die 2,5-Zoll-Versionen lassen sich einfach an jeden Rechner anschließen, brauchen nicht einmal ein Netzgerät, sondern werden vom PC versorgt. Größere 3,5-Zoll-Platten sind auf externe Energie angewie-sen. Der Vorteil der externen liegt darin, dass sie nicht ständig in Betrieb sein muss wie die Platte im Rechner. Sie wird nur zum Sichern angestöpselt. Das verlängert die Lebensdauer. Zudem ist sie so geschützt vor Hackerangriffen oder dem Verlust etwa eines tragbaren Computers.

Cloud

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(Foto: Armin Weigel/dpa)

Wenn von der Cloud die Rede ist, dann befindet sich die Computer-Infrastruktur - von der Rechenleistung bis zur Speicherkapazität - in einem Rechenzentrum. Das Smartphone, Tablet oder der Computer greifen darauf über Datenverbindungen zu. Klarer Vorteil: Hier sind Profis am Werk. Sie sichern Daten nach Unternehmensstandards, die weit höher sind als jene von Privatkunden. Nachteil: Auf den Lagerort der Daten hat man in der Regel keinen Einfluss. Es sei denn, man wählt einen Anbieter, der explizit mit Datenschutz nach hiesigen Standards wirbt. Solche Premium-Cloud-Speicherdienste sind dafür um einiges teurer als Amazon, Google, Dropbox & Co. Prime-Kunden etwa können bei Amazon unbegrenzt viele Fotos umsonst speichern. Bei Google ist das in einer reduzierten Auflösung gratis möglich. So oder so verlangt die Sicherung in der Cloud eine schnelle Internetleitung. Fotoliebhaber speichern so an einem Ort außerhalb des eigenen Heims, sicher auch vor Feuer, Einbrechern oder Vandalen.

NAS

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(Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Das Speichern in der Cloud ist komforta-bel, setzt aber auch etwas Vertrauen voraus, was den Datenschutz angeht. Mit einem Network Attached Storage (NAS) kann jeder auf vergleichbar einfache Weise seine eigene Cloud aufbauen. Solche NAS-Speicher gibt es etwa von Synology, Western Digital, Zyxel oder QNAP. Die billigsten Geräte kosten knapp unter 100 Euro. Bei einem NAS handelt es sich im Prinzip um einen Mini-Computer mit Festplatte. Ein gutes Gerät bietet Platz für mindestens zwei Platten, wobei eine auf der anderen gespiegelt wird. Das NAS lässt sich auf Wunsch über das Internet ansprechen. Die Datensicherung kann automatisch erfolgen, auch vom Smartphone oder Tablet. Zudem dient das Gerät als Speicher auch für andere Daten, zum Beispiel die eigene Musik- oder Filmsammlung. Moderne NAS lassen sich komfortabel bedienen. Für einen Aufpreis gegenüber externen Platten oder der Cloud bieten sie sicheren Speicher - bei dem auch Datenschutz-Aspekte berücksichtigt werden.

Die sicherste Variante ist eine Kombination verschiedener Möglichkeiten

Alle Daten also ab in die Cloud? Unabhängige Anbieter wie Dropbox oder Box oder Services von IT-Konzernen wie iCloud von Apple, Prime-Fotos von Amazon oder Google Fotos hätten das natürlich am liebsten. Die Unternehmen sind Profis in Sachen Datensicherung. Die Informationen lagern in Rechenzentren unter idealen Bedingungen, in der Regel mehrfach gesi-chert, um einem Ausfall vorzubeugen. Aber Privates wird von den Anbietern auf Datenspeichern in den USA, China oder Indien abgelegt - wo es um den Schutz der Daten in der Regel schlechter bestellt ist als in Deutschland. Privates bleibt mit hundertprozentiger Sicherheit nur außerhalb der Cloud privat.

Was also tun? Es gibt viele Wege, die eigenen Fotos zu sichern, alle mit ihren Vor- und Nachteilen ( siehe Kästen). Am sichersten ist es, mehrere Speichermedien zu kombinieren. Mehrere Festplatten lassen sich beispielsweise kombinieren: Eine dient dann nur dazu, die Daten einer anderen zu sichern, zu spiegeln, wie es im Fachjargon heißt. Wenn die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Platte bei 0,05 Prozent liegt, sinkt die Fehlerrate durch das Spiegeln schon auf 0,000025 Prozent.

Erst wenn unwahrscheinlicherweise beide Platten gleichzeitig ihren Geist aufgeben, sind die Daten verloren. Wer dann noch für Fotos, die nicht unbe-dingt intime Details enthalten, auf Cloud-Dienste zurückgreift, sichert die Schnappschüsse auch vor Einbruch oder Brand im eigenen Heim. Klingt paranoid - doch um viele Erinnerungen wäre es zu schade, wenn sie mit dem Smartphone oder bei einem Festplattendefekt verloren gehen.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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