Russischer Hacker verurteilt:Sexvideos im Stadtverkehr

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Ein Russe verschaffte sich Zugang zum Videowerbeflächen-System der Stadt Moskau und zeigte über einer der größten Straßen der Metropole einen Sexfilm. Nun muss er für seinen Streich ins Gefängnis.

Es sei ein "schlechter Scherz" gewesen, gab sich Igor Blinnikow während der Verhandlung zerknirscht. Wahrscheinlich hätte der 41-Jährige ahnen können, dass Scherze wie diese in Moskau nicht gut ankommen - zumal, wenn sie direkt neben dem Innenministerium stattfinden.

Autos im Stau am Moskauer Gartenring: Sexvideos statt Harmlos-Werbung. (Foto: AFP)

An einem Abend im Januar 2010 hatte der gelernte Schiffsmechaniker sich von seinem Computer im 1200 Kilometer entfernten Noworossijsk in das System der Moskauer Werbemonitore eingehackt.

Dabei entschloss er sich, das Programm einer sechs mal neun Meter großen Videowerbefläche radikal umzukrempeln: Direkt neben dem Innenministerium, über einem Tunnel an Moskaus bekanntester Ringstraße Gartenring sahen die Autofahrer keine Werbung, sondern einen Pornofilm.

Ob sich der Programmänderung wegen ein Stau auf dem Gartenring gebildet haben soll, wie es heißt, ist nicht belegt. Als gesichert gilt hingegen, dass das Sicherheitssystem der Betreiberfirma Alarm schlug und das Schauspiel nach knapp 20 Minuten beendete.

Die Moskauer Stadtverwaltung fand den Hackerangriff wenig amüsant und drohte dem Betreiber der Videowände mit einem Entzug der Werbelizenz. Der wiederum vermutete "Machenschaften von Konkurrenten" hinter dem Sex-Clip.

Folgenschwerer Zeitvertreib

Unter großer Anteilnahme der russischen Boulevardpresse machten sich die Ermittlungsbehörden auf die Suche nach dem von den Medien "Porno-Hacker" genannten Täter. Im Februar 2010 wurde Blinnikow verhaftet und gestand sofort.

Vor Prozessbeginn erklärte der Hacker nach BBC-Angaben zu seinen Motiven, er habe "sich einfach die Zeit vertreiben" wollen und Pornofilm sowie die Werbetafel zufällig ausgewählt.

Der Mann, der bereits vor kurzem wegen des versuchten Verkaufs von 13 Gramm Marihuana zu viereinhalb Jahren Arbeitslager verurteilt worden war, ist als drogensüchtig registriert. Vor seiner Tat habe er allerdings "nur Bier" getrunken, wie er zu Protokoll gab.

Das Moskauer Gericht verurteilte den Hacker am Ende zu anderthalb Jahren Haft. Blinnikow gab an, "mit weniger gerechnet" zu haben. Den Tatort, die Moskauer Werbetafel, wird er so schnell wohl nicht zu Gesicht bekommen. Allerdings hatte der 41-Jährige zuvor sowieso angegeben, seit 20 Jahren nicht mehr in Moskau gewesen zu sein.

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