Kundenkritik via YouTube:Der Rassimus einer Webcam

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Zwei Amerikaner beweisen, dass eine Webcam von Hewlett Packard keine schwarzen Gesichter erkennen kann - und landen so einen Hit, der den Computerhersteller in Erklärungsnot bringt.

Die beiden Protagonisten brauchen für ihre YouTube-Botschaft keine großen Effekte: Sie haben vor den Regalen des Campingladens, in dem sie arbeiten, ihren Computer von Hewlett Packard (HP) aufgebaut, inklusive eingebauter Webcam.

Das YouTube-Video "HP computers are racist" hat eine Debatte ausgelöst (Foto: Screenshot: YouTube.com)

Desi Cryer, ein dunkelhäutiger Mann (im Video "Black Desi" genannt), und seine weiße Kollegin Wanda Zamen ("White Wanda"), haben ein Experiment vorbereitet: Sie nehmen auf, wie sie den Gesichtserkennungsmodus der HP-Webcam testen, durch den das Gerät eigentlich den Kopfbewegungen seiner Nutzer folgen soll. Doch bei Desi Cryer klappt das nicht: "Ich glaube, meine Schwärze scheint den Computer daran zu hindern, mir zu folgen", klagt der Mann, während er seinen Kopf hin und her, vor und zurück bewegt, ohne dass das Kamerabild sich von der Stelle rührt.

Dann tritt seine weiße Kollegin Wanda ins Bild. Etwas gelangweilt bewegt sie ihren Kopf, sofort folgt die Kamera jeder kleinsten Kopfneigung, zoomt zu ihrem Gesicht, wenn sie sich nach hinten neigt. Ihr Kollege drängt sich ins Bild, sofort bleibt die Kamera wieder stehen. Sichtlich amüsiert zieht Desi sein Fazit: "Hewlett Packard ist rassistisch. Ich hab es gesagt", erklärt er. "Und das Schlimmste ist, ich habe den gleichen Computer zu Weihnachten gekauft!"

Rechtfertigung durch HP

Mehr als 1,5 Millionen Aufrufe verzeichnet das Zwei-Minuten-Video mit dem Titel "HP Computer sind rassistisch" inzwischen - und hat kurzzeitig eine heftige Diskussion ausgelöst. So sprach sich die vermeintlich rassistische Webcam schnell über das Internet herum. Daraufhin ging das US-Blog Consumerreports den Vorwürfen nach und testete den Computer. Das Ergebnis: Es dürfte sich um ein Problem mit den Lichtverhältnissen handeln.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Video bereits verbreitet: HP selbst, immerhin der größte Computerhersteller der Welt, musste auf dem Unternehmensblog versichern, keine rassistische Gesichtserkennungssoftware herzustellen und an einer Verbesserung der Webcam zu arbeiten.

Am Ende mussten sich sogar Desi und Wanda zu Wort melden: "Wir glauben nicht, dass eine Maschine rassistisch sein kann, oder das HP absichtlich eine Software erfindet, die farbige Menschen ausschließt", ließen sie in einer Mitteilung verlauten, "wir glauben, dass es sich um eine Störung handelt."

Der Popularität ihres Videos tut dies keinen Abbruch - und auch Spaß-Theorien zur rassistischen Webcam gibt es inzwischen zuhauf. "Seht es positiv", schreibt beispielsweise ein Kommentator unter dem Video, "wenn das Ende der Welt kommt, weil die Computer zum Beispiel wie in IRobot oder Terminator den Aufstand wagen, erkennen sie die schwarze Bevölkerungsgruppe nicht. Ich würde die Vermeidung der Auslöschung der Menschheit stets einer Computeranwendung vorziehen."

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