Internetzensur:Iran blockt Google Mail

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Laut einem Zeitungsbericht will Teheran den Mailservice von Google sperren. Über ihn hatten viele Oppositionelle kommuniziert. Beobachter befürchten den Beginn einer neuen Zensurwelle.

Iran will offenbar den Zugang seiner Bürger zum E-Mail-Dienst von Google einschränken. Die Zeitung Wall Street Journal berichtet, die Telekommunikations-Behörde in Teheran habe ankündigt, den Zugang zu Google Mail auf Dauer zu kappen.

Google wird von vielen iranischen Oppositionellen verwendet. (Foto: Foto: dpa)

Stattdessen solle in Kürze ein einheimischer Dienst eingeführt werden, um die Internet-Technik des Landes zu verbessern und das Vertrauen zwischen Regierung und Volk zu stärken, sagte ein iranischer Offizieller nach Angaben der Zeitung.

Ein Google-Sprecher sagte, der E-Mail-Verkehr in Iran sei deutlich zurückgegangen. Einige Benutzer berichteten zudem von Schwierigkeiten, auf ihre Post zuzugreifen. Die Google-Netzwerke selbst funktionierten einwandfrei. Den Zeitungsbericht bestätigte der Sprecher nicht.

Eine offizielle Stellungnahme der iranischen Regierung war in der Nacht nicht zu erhalten. Das US-Außenministerium konnte die Angaben zunächst ebenfalls nicht bestätigen. Ein Sprecher in Washington sagte jedoch, entsprechende Zensurversuche seien zum Scheitern verurteilt. "Virtuelle Mauern werden im 21. Jahrhundert nicht besser funktionieren als es physische Mauern im 20. Jahrhundert taten", sagte er.

Kontrolle über die Infrastruktur

Teheran kontrolliert bereits Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitungen. Während der Proteste gegen die konservative iranische Regierung hatten Kritiker deshalb regen Gebrauch von Internet-Diensten wie Google Mail und Twitter gemacht. Wie die britische Zeitung Independent berichtet, blocken die Behörden inzwischen viele Proxy-Verbindungen, die den Oppositionellen ein anonymes Surfen erlauben.

Beobachter befürchten, dass ein nationaler E-Mail-Dienst zu scharfen Überwachungsmaßnahmen führen würde. Bereits jetzt liegt in Iran die Infrastruktur des Internets in der Hand von staatlichen Konzernen. Schätzungen zufolge haben 32 Prozent der iranischen Bevölkerung Zugang zum Internet, 59 Prozent besitzen ein Handy.

Am Donnerstag findet in Iran der Jahrestag der Islamischen Revolution statt. Oppositionsführer haben ihre Anhänger aufgefordert, auf die Straße zu gehen.

© Reuters/sueddeutsche.de/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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