Chrome-Browser:Warum Google neue Straßenschilder ins Netz stellt

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Google will Nutzern des Chrome-Browsers die Orientierung im Netz erleichtern. (Foto: REUTERS)
  • Googles Chrome-Browser blendet bestimmte Teile der Web-Adresse aus und zeigt etwa das www nicht mehr an.
  • Das soll es Nutzern erleichtern, sich im Netz zurechtzufinden.
  • Das alte URL-System ist anfällig für Kriminelle, die Adressen fälschen.

Von Hakan Tanriverdi

Wer in den vergangenen Tagen mit dem Google-Browser Chrome durchs Internet gesurft ist, dem könnte aufgefallen sein, dass manche Internetadressen plötzlich verkürzt angezeigt werden. Die drei Buchstaben www, die allgemein anerkannte Abkürzung für World Wide Web, sind nicht mehr bei jeder Webseite sichtbar. Aus www.sz.de wird zum Beispiel sz.de. Das ist nur eine kleine Änderung. Sie könnte aber der Anfang vom Umbau des Internets sein.

Der Digitalkonzern Google macht sich daran, die Orientierung und das Umhersteuern im Netz neu zu ordnen. Im bildlichen Sinne pinselt Google gerade erst mal ein paar Straßenschilder und ein paar Hausnummern neu an. Danach wollen die Software-Entwickler aber am liebsten alle Straßenschilder abmontieren und ganz neue Adressen vergeben. Das beträfe Hunderte Millionen Menschen. Weltweit ist Chrome der Marktführer unter den Browsern, also den Programmen, mit deren Oberfläche Menschen sich durchs Netz bewegen. In Deutschland verwenden knapp 40 Prozent aller Internetnutzer Chrome.

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Webseiten enden nicht immer nur auf .de oder .com, sondern auch auf .blog, .dance oder .hotel. Diese Vielfalt birgt Risiken. Woher soll ein normaler Nutzer wissen, dass die echte Seite der Bank auf .bank endet und nicht auf .cloud? Um das herauszufinden, muss der Laie darauf klicken - und ein falscher Klick kann genügen, um auf einer Webseite zu landen, die von Cyberkriminellen gesteuert wird und dem Nutzer unbemerkt einen Trojaner unterjubelt. So werden Kreditkartendaten geklaut oder Passwörter ausgelesen.

Bislang können Internetadressen zudem aus beliebig vielen Buchstaben, Sonderzeichen und Zahlenketten bestehen. Mit jedem weiteren Klick auf eine Unterseite kommen neue Zeichenketten hinzu. Will man einen Link auf eine solche Unterseite verschicken und kopiert die Web-Adresse zum Beispiel in eine E-Mail, ist der Link häufig einen ganzen Absatz lang.

Googles Änderungen lösen Widerstand aus

"Es ist nicht einfach zu verstehen, welcher Teil davon vertrauenswürdig sein soll", sagt Adrienne Porter, die das Chrome-Entwicklerteam bei Google leitet. Es können Seiten unter vermeintlich vertrauensvollen Adressen erstellt werden, die politische und gesellschaftliche Debatten beeinflussen. Schon heute wird deswegen im Google-Browser Chrome neben der Adresszeile angezeigt, ob eine Webseite als verschlüsselt und damit als eher sicher eingestuft wird oder nicht.

Wie genau die neuen Adressen lauten könnten, daraus macht Google noch ein Geheimnis. Das damit beschäftigte Entwicklerteam hat aber angekündigt, im Jahr 2019 eine Lösung zu präsentieren. Klar ist, dass die Programmierer an einem einfacheren System basteln. Google hatte bereits 2014 versucht, eine neue Beschilderung des Internets einzuführen. Damals stieß der Konzern auf heftige Kritik der Nutzer und knickte schließlich ein.

Dass es auch dieses Mal Widerstand geben wird, hat sich bereits angedeutet. Schon die erste kleine Änderung, das Kürzel www nicht mehr anzuzeigen, hat Programmierer auf der ganzen Welt verärgert, die auf Blogs darüber diskutieren. Ob neue Straßennamen Akzeptanz finden, hängt eben auch von den Bewohnern der Stadt ab.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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