Googles Buch-Digitalisierung:Geschrumpfte Weltbibliothek

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Kompromissvorschlag aus Kalifornien: Google spart bei der Digitalisierung von Büchern vorerst wichtige Regionen aus - unter anderem Deutschland.

Google hat seine Pläne, eine Art digitaler Weltbibliothek im Internet aufzubauen, vorläufig stark eingeschränkt. Nach dem überarbeiteten Entwurf des "Google Settlement" zur Bereitstellung digitalisierter Bücher, den Google zusammen mit den Verbänden der amerikanischen Autoren und Verleger am Freitag in New York vorstellte, sollen nun nur noch Bücher online verfügbar gemacht werden, die in den USA, Kanada, Großbritannien und Australien erschienen sind.

Die Pläne des Internet-Unternehmens gehen nicht mehr komplett auf (Foto: Foto: AP)

Nach dem neuen Entwurf soll zudem ein unabhängiger Treuhänder eingesetzt werden, der über den Umgang mit vergriffenen Büchern - deren Rechteinhaber unbekannt oder nicht kontaktierbar sind - wacht und Lizenzen zu ihrer Verwertung im Internet auch an Google-Konkurrenten wie Amazon oder Microsoft erteilen kann.

Das Geld, das damit verdient wird, soll für zehn Jahre eingefroren werden. Wenn die Rechteinhaber während dieser Zeit ihre Ansprüche nicht geltend machen, soll es Wohlfahrtszwecken zukommen. Damit sind die umstrittensten Aspekte von Google Books erheblich entschärft.

Google hätte das ursprüngliche Modell am 7. Oktober dem zuständigen New Yorker Richter Denny Chin vorlegen sollen. Doch schon seit Anfang des Jahres wurde die Kritik daran weltweit immer lauter. Nach Autoren und den Vertretern der Buchbranche, vor allem aus Deutschland und Frankreich, kritisierten auch europäische Politiker das Vorgehen von Google.

Konkurrenten nicht zufrieden

Als schließlich das US-Justizministerium den Richter im September bat, den Entwurf wegen des problematischen Umgangs mit dem Urheberrecht abzulehnen, blieb Google und seinen Partnern aus der amerikanischen Buchbranche nichts anderes übrig, als die Modalitäten in Rekordzeit zu überarbeiten. Richter Chin wird über den neuen Entwurf nun Anfang nächsten Jahres entscheiden.

Mit der neuen Fassung bemühen sich Google und die Verleger auch, von der US-Regierung geäußerte Sorgen aus der Welt zu räumen, Google schaffe sich eine Monopolstellung im digitalen Buchmarkt. Konkurrenten wie Microsoft, Yahoo und Amazon haben es nun leichter, eigene Online-Bibliotheken aufzubauen.

In ersten Reaktionen zeigten sich diese allerdings nicht zufrieden. Peter Brantley, der Vorsitzende der Open Book Alliance, einem Verband von Google-Konkurrenten, Universitäten, Bibliotheken und Museen, bezeichnete die Modifikationen als "Täuschungsmanöver": "Das Settlement dient nach wie vor ausschließlich den privaten kommerziellen Interessen von Google und seinen Partnern."

Der Google-Sprecher Dan Clancy sagte, er sei enttäuscht, dass die Buchsuche sich nun beim urheberrechtlich geschütztem Material auf englischsprachige Texte beschränke. Doch man gebe nicht auf: Gespräche mit Verlagen und Autoren in Europa sollen in Kürze beginnen.

© SZ vom 16.11.2009/jhl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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