Google: Ex-Chef zieht Bilanz:Eric Schmidt: Versagen im Kampf gegen Facebook

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Der ehemalige Google-Chef Eric Schmidt blickt auf seine Amtszeit zurück - und bereut dabei, den Rivalen Facebook lange unterschätzt zu haben. Auch die Zukunft des freien Internets zeichnet er düster.

Der frühere Google-Chef Eric Schmidt blickt reumütig auf vertane Chancen im Zusammenhang mit der Entwicklung sozialer Netzwerke zurück. "Wir haben uns enorm bemüht, uns mit Facebook zusammenzutun", sagte Schmidt auf einer Konferenz des Technologieblogs AllThingsD. Facebook - heute das weltweit größte Online-Netzwerk - habe dies stets abgelehnt.

Google-Verwaltungsratsvorsitzender Eric Schmidt: "Ich wusste, dass ich etwas tun muss, und ich habe es nicht getan." (Foto: dpa)

Wie die Partnerschaft mit Facebook aussehen sollte, verriet der Manager nicht. Er sagte lediglich, dass die Google-Suche von einem Zugang zu Daten von Facebook-Nutzern profitieren könnte.

Zugleich kam Schmidt auf Fehler in seiner zehnjährigen Zeit als Google-Chef zu sprechen. Er habe die Gefahren durch Facebook unterschätzt. "Ich wusste, dass ich etwas tun muss, und ich habe es nicht getan", sagte Schmidt, der nun Direktoriumsvorsitzender des US-Internetkonzerns ist. Google ist der weltgrößte Suchmaschinenanbieter.

Das Hauptgeschäft mit Werbeanzeigen befindet sich zunehmend unter Druck durch den Erfolg von rasant wachsenden Internetunternehmen wie Facebook und Groupon sowie des starken Rivalen Apple. Google versucht daher, neue Märkte zu erobern. So bietet der Konzern in den USA einen eigenen Online-Schnäppchendienst in Konkurrenz zu Groupon an und will ein Handy-Bezahlsystem aufbauen.

Zugleich warnte Schmidt die Politik davor, mit einer staatlichen Regulierung die Rolle des Internets als weltumspannendes Netz aufs Spiel zu setzen. "Ich bin sehr besorgt, dass uns eine Balkanisierung des Internets droht", sagte er und bezog sich dabei vor allem auf Pläne im US-Senat, zur Verhinderung von Urheberrechtsverletzungen einen Filter im Internet installieren zu lassen.

Angst vor Zensur und Sarkozy

"Bislang haben wir ein Internet, bis auf China", sagte Schmidt. "Ich befürchte, dass wir irgendwann einen Zustand haben, bei dem jedes Land sein eigenes Internet hat."

Die vom republikanischen Senator Orrin Hatch (US-Bundesstaat Utah) vorangetriebene Initiative sieht vor, dass Internet-Service-Provider und Suchmaschinen den Zugriff auf Internet-Angebote unterbinden müssen, die das Urheberrecht verletzen. Online-Werbenetzen und Finanzdienstleistern soll untersagt werden, mit den Anbietern Geschäfte zu machen.

Schmidt hat im Führungstrio bei Google die Aufgabe, den Konzern nach außen zu vertreten. Er kritisierte auf der "D9" auch die Position des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, der sich auf dem jüngsten G-8-Gipfel für stärkere staatliche Eingriffe im Netz eingesetzt hatte. "Ich habe ihm gesagt, er soll das Internet nicht durcheinanderbringen."

Gesichtserkennung: Regulierung erwünscht

Beim Einsatz von Gesichtserkennungstechnologien auf Mobilgeräten kann sich Schmidt dagegen sehr gut eine staatliche Regulierung vorstellen. Google habe sich bewusst dafür entschieden, diese Technologie in seinem Mobil-Programm Goggles für Android-Smartphone, mit dem man beispielsweise Sehenswürdigkeiten erkennen lassen kann, nicht einzusetzen. Dabei verfüge sein Unternehmen über das notwendige Know-how.

Solange ein Gesichtserkennungsprogramm legal sei, könne es aber durchaus sein, dass ein anderes Unternehmen diese Technologie auf den Markt bringe. Da Google auf seinem Online-Marktplatz mit Anwendungen für das Smartphone-Betriebssystem Android - im Gegensatz zum iTunes-App-Store von Apple - keine Kontrolle vornehme, werde sein Unternehmen dies auch nicht verhindern.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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