Debatte über neue Ethik:Edel sei der Hacker, hilfreich und gut

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Brauchen Hacker einen neuen Ehrenkodex? Ein Vorschlag zu einer zeitgemäßeren Ethik bringt eine längst fällige Debatte in Gang - an der durchaus auch andere Computerschaffende teilhaben sollten.

Johannes Kuhn

Hacker auf einem CCC-Treffen (Archivbild): eine neue Ethik für die Hacker-Welt? (Foto: Getty Images)

Die Frage schwirrt bereits etwas länger durch die Luft, jetzt wird sie etwas greifbarer: Wie ethisch müssen Hacker sein?

Neue Nahrung erhält die Debatte durch einen Vortrag von Jürgen "tante" Geuter bei der Zwischenkonferenz des Chaos Computer Clubs, der SIGINT. "Der Club hat eine allgemein akzeptierte Hacker-Ethik - und die stinkt", ist der wohl prägnanteste Satz daraus. Sie stamme aus den Achtzigern und sei zu unkonkret, zu viel habe sich seitdem verändert.

An der Kritik erschöpft sich Geuters Ansatz nicht, er hat einen Vorschlag für eine Neufassung vorgelegt, der im Netz steht und verbessert werden kann. Es ist, kurz gesagt, eine konstruktive und egalitäre Ethik: Bauen statt zerstören, den kategorischen Imperativ achten, Vorbilder in Frage stellen und keine Eliten bilden.

Natürlich hat diese Debatte sehr viel mit Anonymous, Lulzsec und Co. zu tun, unter deren Chiffre sich mancher jenseits aller Regeln bewegt. Spannend im Ethik-Entwurf sind dabei das "Grundrecht auf Kommunikation" und der "Schutz von Interessen von Einzelpersonen", die Geuter fordert. Das wäre eine klare Absage an DDos-Attacken oder die Veröffentlichung personenbezogener Daten, Taktiken, die Anons häufig anwenden.

Nicht nur Hacker, jeder Programmierer ist angesprochen

Gegen DDos-Attacken ist auch CCC-Sprecher Frank Rieger, dem der Entwurf Zeit Online zufolge allerdings insgesamt nicht politisch genug ist - tatsächlich fehlt ein Überbau, in dem ein Gesellschafts- und Kommunikationsmodell erkennbar wird.

Ich bin gespannt, ob sich aus den Vorschlägen eine Debatte mit weiteren Entwürfen entwickeln wird - und ob dies Einfluss auf die Ausrichtung des CCC oder sogar über den Verein und Deutschland hinaus hat.

Allerdings schränkt die Begrenzung auf "Hacker" die Debatte beinahe unnötig ein: der Leitsatz, keine digitalen Waffen und Spionagewerkzeuge zu entwickeln oder für entsprechende Organisationen zu arbeiten, ist auch für Entwickler und Programmierer von großer Bedeutung, die sich nicht als Hacker definieren.

Das " Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF)" beschäftigt sich beispielsweise schon lange mit diesen Fragen ( hier ein Interview mit Vorstandsmitglied Sylvia Johnigk), hat aber bislang kaum große Debatten ausgelöst. Gerade deshalb wäre es eigentlich dringend notwendig, diese Akteure in den Dialog mit einzubeziehen und die Debatte damit in einen großen gesellschaftlichen Rahmen zu setzen.

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