Computerpionier Konrad Zuse:Verbitterung und Flucht in die Malerei

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Als Konrad Zuse nach dem Krieg erstmals in die USA reist, führt ihm der Harvard-Forscher Howard Aiken dort stolz seine "Mark I" vor - den "ersten Computer der Welt". Der Großrechner, 1944 und damit drei Jahre nach der Z3 fertiggestellt, ist 16 Meter lang, er besteht aus 765.000 Einzelteilen, er verwendet das unpraktische Dezimalsystem.

Zuse erzählt von seinen Entwicklungen im elterlichen Wohnzimmer, von seiner zerstörten Z3, er gibt Tipps zur Verbesserung von "Mark I". Das Gespräch endet höflich aber bestimmt. Konrad Zuse, der Computerpionier, fliegt zutiefst gekränkt zurück.

Dort schlägt Zuse ebenfalls Missachtung entgegen. 26 Jahre brauchen die deutschen Gerichte, um Zuses Patent auf die Z3 abzuschmettern - wegen "mangelnder Erfindungshöhe". Zuse prägt die Informatik, die sich in Deutschland Mitte der 1960er-Jahre als eigenständige Disziplin entwickelt.

Einen PC hat er nie benutzt

Doch auch er kann nicht verhindern, dass das Fach schon bald als Dorado für Nerds gilt, für weltfremde Einzelgänger mit Vorliebe für Pizza und Cola. Ein Bild, das noch Jahrzehnte später Studenten abschrecken wird.

Auch seine Firma, die Zuse KG, die zu besten Zeiten mehr als 1000 Mitarbeiter hat, läuft nicht sonderlich gut. Konrad Zuse ist kein Unternehmer, kein Bürokrat, kein Theoretiker. Er will immer nur Probleme lösen. Und er ist ein Kind der analogen Zeiten. Mit Elektronen, die in den Transistoren der modernen Computer die Arbeit verrichten, kann er nichts anfangen. Sie lassen sich nicht zeichnen. 1967 schluckt Siemens seine Firma.

Konrad Zuse widmet sich, sichtlich verbittert, der Malerei. 251 Rechenmaschinen hat er in seinem Leben gebaut, über 500 Bilder hat er gemalt. Ein deutscher Bill Gates wäre Konrad Zuse gerne gewesen. Doch dazu hat es für den Erfinder, der zunächst das Glück, später das Pech hatte, im Hitler-Deutschland zu arbeiten, nie gereicht.

Im März 1995 schenkt Zuse dem Microsoft-Gründer ein selbst gemaltes Bild mit dessen Porträt. Bill Gates hängt es in seinem Büro auf. Neun Monate später stirbt Konrad Zuse. Einen PC hat er nie benutzt.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

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