CES in Las Vegas:Superhandys und schlaue Fernseher

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Vielversprechende Ankündigungen und bizarre Gadgets: Was 2011 an neuer Technik bringt - ein Rundgang über die Consumer Electronics Show in Las Vegas.

Helmut Martin-Jung

Es wäre ein schönes Bonmot: Auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik und Mobile Kommunikation, der Consumer Electronics Show in Las Vegas, dreht sich bei Computern und Handys alles um einen Hersteller, der gar nicht dabei ist. Gemeint ist Apple, die Kalifornier sind traditionell nicht auf Messen vertreten.

Consumer Electronics Show in Las Vegas
:Spielhölle? Technikhimmel!

In Las Vegas trifft sich die Branche zur weltgrößten Messe für Konsumentenelektronik. Dabei zeigt sich: Die Gadgets von morgen können immer mehr und werden immer leistungsfähiger. Ein Überblick in Bildern.

Doch in diesem Jahr stimmt das nur eingeschränkt. Natürlich hat der Erfolg des iPads rund achtzig Firmen angestachelt, sich auf der Megaschau, die am gestrigen Sonntag die Tore schloss, mit ähnlichen Geräten zu zeigen, doch neben vielen unvermeidlichen Mitläufern gibt es in dieser Kategorie beachtliche Konzepte. Und was Mobiltelefone anlangt, wird die Luft für Apple sogar noch dünner.

Zu den vielversprechenden Ankündigungen zählt Motorolas Handy Atrix. Das Atrix, das mit Googles Android-Betriebssystem läuft, ist dank seines Doppelkernprozessors nicht bloß eines der schnellsten Handys. Es kommt auch mit einer Art Laptop-Hülle, an die das Handy angedockt wird.

Getippt wird dann auf der Tastatur, der Bildschirminhalt ist in einem Fenster auf dem Laptop- Schirm zu sehen. Darüber hinaus lassen sich auch Programme wie etwa Firefox auf dem gesamten Bildschirm nutzen, sodass man zumindest beim kurzen Ausprobieren das Gefühl hat, mit einem normalen Laptop zu arbeiten.

Vielversprechend ist auch Samsungs Tablet-Computer, der sich mit einem Slide-Mechanismus im Handumdrehen in einen Mini-Laptop verwandeln lässt. Samsungs Handy Nexus S, das zusammen mit Google entwickelt wurde, setzt ebenfalls Maßstäbe.

Sein brillanter Bildschirm mit selbstleuchtenden organischen Dioden (OLED) ist leicht gewölbt; neben einem potenten Prozessor bringt das Gerät auch Chip und Antenne für die sogenannte Nahfeld-Kommunikation (NFC) mit, dem kommenden Standard für das Bezahlen mit dem Handy.

Bei Fernsehgeräten setzt Samsung wie die Konkurrenz auch auf 3D, verlässt sich aber nicht völlig darauf. Design spielt eine immer größere Rolle. Der Fernseher, sagt Pressesprecherin Katja Meincke, sei zwar nach wie vor einem Lagerfeuer ähnlich, um das sich die Familie versammelt.

Doch würden nicht bloß beim Design immer höhere Ansprüche an die Geräte gestellt. Smart TV haben gleich mehrere Hersteller ihre Bemühungen genannt, den Flachbildschirmen mehr beizubringen als nur ein schönes Bild anzuzeigen - denn das können mittlerweile alle.

Gemeint ist damit vor allem die Möglichkeit, den Fernseher auch für Internetanwendungen wie etwa Facebook oder Flickr nutzen zu können. Weil die Schirme groß genug sind, auch normale Internetseiten anzuzeigen, integrieren einige Hersteller, darunter Samsung, bei einigen Modellen auch Browser für einen offenen Internetzugang ohne Apps.

Ein Problem bleibt dabei die Texteingabe über die Fernbedienung. Dafür hat sich Panasonic etwas Besonderes einfallen lassen. Mit drei unterschiedlich großen Tablets kann man Panasonic-Fernseher komfortabel steuern.

Gerade Panasonic setzt besonders auf 3D. Aber noch fehlt es an Inhalten, die man kaufen könnte. "Diesen Herbst gab es leider keinen 3D-Blockbuster wie vergangenes Jahr Avatar", sagt Ralf Hansen von Panasonic. Deshalb hat der Hersteller nun sein Sortiment an 3D-Camcordern erweitert.

Während nach wie vor viele argumentieren, 3D werde erst zum Erfolg werden, wenn Brillen unnötig werden, fügen sich die meisten Hersteller ins Unvermeidliche und verbessern wenigstens die Brillen. Andere, darunter zum Beispiel Toshiba, versuchen, 3D-Fernsehgeräte anzubieten, die ohne Brille auskommen. Doch die Geräte sind teuer und viel kleiner als heute übliche Geräte.

Auch hinter den Kulissen tut sich einiges. Dass Microsoft das nächste Windows erstmals fit macht für andere Prozessoren als die nach Intel-Standard, ist so eine stille Revolution. Wenn Windows auch auf energieeffizienten Prozessoren wie etwa der Tegra-Reihe von Nvidia läuft, dann könnte Windows auf Tablet-Geräte abheben.

Eher unbemerkt von der breiten Masse geht auch die Entwicklung zum Cloud Computing voran. Weil nahezu überall eine Verbindung zum Internet besteht, lassen sich Dateien auf Servern im Internet speichern und von jedem Rechner mit Internetanschluss wieder abrufen.

on den 40000 Programmierern, die Microsoft weltweit beschäftigt, arbeiten mittlerweile 70 Prozent an Cloud-Themen, sagt Steve Clayton von Microsoft. Die Softwarefirma aus Redmond, oft als unbeweglicher Supertanker gescholten, könnte sich so als agiler erweisen, als es zum Beispiel Apple oder auch Google recht sein kann.

© SZ vom 10.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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