Apple in der Kritik:iPhone im Todesgriff

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Das Linkshänderproblem lässt Apple nicht los: Ein einflussreiches Verbrauchermagazin rät vom Kauf des iPhone 4 ab, erste Forderungen nach einer Rückrufaktion werden laut.

Das Urteil ist eindeutig: "Apple wird dazu gezwungen sein, dieses Produkt zurückzurufen", sagt der PR-Experte Matthew Seeger der Internetseite Cult of Mac, "der Ruf der Marke ist das Wichtigste, das Apple besitzt. Das könnte verheerende Folgen haben."

Apples Smartphone
:Das steckt im iPhone 4

Das iPhone 4 ist keine Revolution, bietet dafür ein schickes Design, eingeschränktes Multitasking und endlich einen besseren Akku. Die wichtigsten Neuerungen in Bildern.

Seeger steht mit seiner Meinung nicht alleine da: Die Empfangsprobleme des neuen iPhone sorgen für immer größere Verstimmung unter den Kunden. Einige Nutzer klagen, dass die angezeigte Empfangsstärke bei Apples Smartphone in den Keller geht, sobald sie es in der linken Hand halten und damit die Antennen in der linken unteren Ecke des Geräts verdecken. Im Internet ist dieses Problem inzwischen als "Todesgriff" bekannt.

Anrufe unterbrochen

Apple hatte die Probleme als Softwarefehler abgetan: Das Signal funktioniere, nur die Anzeige sei falsch, ein Software-Update würde den Fehler beheben. Allerdings werfen neue Analysen des gemeinnützigen US-Verbrauchermagazins Consumer Reports Zweifel an dieser Aussage auf. In Labortests wiesen sie nach, dass die Empfangsstärke tatsächlich abfällt und so viele Anrufe unterbrochen würden.

Zwar schlagen die Consumer-Reports-Autoren Nutzern vor, die Spalte zwischen den beiden Antennenteilen am äußeren Rahmen mit einem Streifen Isolierband abzukleben, doch das Gesamtfazit ist vernichtend: "Wegen dieses Problems können wir das iPhone 4 nicht empfehlen", heißt es.

Apple hat bislang nicht reagiert*: Als Apple-Boss und Kundenhotline-Mitarbeiter den iPhone-Nutzern zunächst empfohlen hatten, das Gerät anders zu halten, wurde die Marke zum Ziel zahlreicher Internet-Persiflagen - so wurde aus dem Firmenslogan "Think different" schnell "Hold different".

Rückrufaktion wäre teuer

Wie das Technologie-Blog Engagdet berichtet, entfernte Apple zwischenzeitlich Hinweise auf den Consumerist-Bericht aus seinem offiziellen Kundenforum. Inzwischen wird das Thema jedoch dort diskutiert.

Nach Einschätzung des Analysten Tony Sacconaghi von Bernstein Research könnte eine Rückrufaktion Apple bis zu 1,5 Milliarden Dollar kosten. Die bisherige Konzernpolitik lässt aber nicht vermuten, dass es dazu kommen wird.

In New York sank der Preis für eine Apple-Aktie zu Wochenbeginn von 262 auf zwischenzeitlich 248 Dollar. Inzwischen steigen die Papiere jedoch wieder.

* Update, 15. Juli: Inzwischen hat Apple angekündigt, am Freitag (16. Juli) eine Pressekonferenz zum Thema abzuhalten.

© sueddeutsche.de/dpa/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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