Die Universität Bochum wird kein Verfahren zur Aberkennung des Doktorgrades von Bundestagspräsident Norbert Lammert eröffnen. Das beschloss das Rektorat der Hochschule auf Grundlage einer eingehenden Prüfung, teilte die Ruhr-Universität mit. "In der Dissertation finden sich zwar vermeidbare Schwächen in den Zitationen, die aber den Verdacht des Plagiats oder der Täuschung keineswegs rechtfertigen", heißt es in der Mitteilung.
Ein Blogger mit dem Pseudonym "Robert Schmidt" hatte Lammert Ende Juli vorgeworfen, dass sich auf 42 Seiten seiner Arbeit Unregelmäßigkeiten fänden.Der Vorwurf wurde von demselben anonymen Blogger erhoben, der im vergangenen Jahr auch auf die Fehler in der Dissertation der zurückgetretenen Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hingewiesen hatte.
Lammert hatte die Dissertation mit dem Titel "Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung - Fallstudie am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet" im Jahr 1974 an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ruhruniversität Bochum eingereicht. Er wurde 1975 zum Dr. rer. soc. promoviert, ein Jahr später wurde seine Arbeit veröffentlicht.
Plagiatsvorwürfe haben bereits eine ganze Reihe von Politikern zu Fall gebracht. Zu den bekanntesten zählen der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Silvana Koch-Mehrin (FDP), und Schavan. Allen wurde der Doktortitel entzogen.