Einwanderungsgesellschaft :Bildungsforscherin: In Schulen geht's um mehr als Sprache

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Heidelberg/Heilbronn (dpa/lsw) - Mit Blick auf die Einwanderungsgesellschaft sollten Vor- und Grundschule aus Sicht der Heidelberger Bildungswissenschaftlerin Anne Sliwka absolute Priorität in der Bildungspolitik haben. „Es geht dabei nicht nur um Sprachbildung“, sagte sie der „Heilbronner Stimme“ und „Südkurier“ (Mittwoch). „Die Kinder sollten auch Weltwissen, Selbstregulation und mathematische Vorläuferfähigkeiten vermittelt bekommen.“

Diese vier Elemente entsprechen bei der Vorschulbildung mittlerweile internationalen Standards, wie Sliwka erläuterte. Mit Selbstregulation sei gemeint, wenn Kinder lernten, ihre Gefühle und ihr Verhalten zu steuern, um besser mit anderen zusammenzuspielen, aufmerksam zu sein und Aufgaben zu bewältigen. „Es ist ein Schlüssel für den Erfolg in Schule und Leben, und die Weichen dafür lassen sich in der frühkindlichen Bildung legen.“

Dass die Landesregierung bald ein Sprachförderkonzept vorstellen will, geht laut der Expertin in die richtige Richtung. „Aber gleichzeitig geht es mir tatsächlich nicht weit genug, weil alle nur über Sprachbildung sprechen. Wir wissen aus der Forschung, dass Kinder zum Beispiel, die wenig Weltwissen haben, also wenig über die Welt wissen, auch von Sprachbildung nicht genug profitieren.“

Es sei nämlich unheimlich wichtig, dass Kinder die sprachlichen Begriffe und Konzepte, die sie kennenlernen, immer auch mit dem Wissen verknüpfen müssten, das sie über die Welt haben. „Also es nützt einem nichts, wenn man das Wort Schnee kennt, aber kein Bild von Schnee hat und nicht weiß, wie der Schnee mit dem Regen zusammenhängt“, führte Sliwka aus. „Aus meiner Sicht muss Sprachbildung mit Weltwissen einhergehen.“

© dpa-infocom, dpa:240206-99-893849/2

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