Die Namen klingen wie eine einzelne Vorlesung, wie eine Abschlussarbeit oder ein Weiterbildungskurs: Gesundheitskommunikation, Energieeffizientes Gebäudedesign, Nachhaltiges Produktmanagement oder auch Mensch-Computer-Interaktion. In Wahrheit sind das vollwertige Studiengänge mit Bachelor-Abschluss.
Neben Chemie, BWL oder Geschichte erwartet Abiturienten heute ein Panoptikum des Expertentums. Ein Blick in den Online-Kompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), in dem alle Angebote bundesweit gelistet sind, zeigt 18 000 Studiengänge - so viele wie nie. Und pro Jahr kommen Hunderte neue dazu. Natürlich: Nachfrage gibt es wohl, sonst hätte man sie längst wieder eingestellt. Aber sind all diese Nischen wirklich nötig? Oder sind sie am Ende Nischen ohne Zukunft?
Erwünscht sind nur "exemplarische Vertiefungen"
Diese Sorge treibt den Wissenschaftsrat um. Das Beratergremium der Politik präsentiert an diesem Montag ein Gutachten, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Man sehe die hohe Spezialisierung "sehr kritisch". Hochschulen müssten sich im Bachelor "auf fachlich breit angelegte Studiengänge beschränken, die einen guten Überblick über die gesamte Disziplin geben".
Erwünscht seien nur "exemplarische Vertiefungen". Wenn aber ein Studiengang "ausschließlich auf spezifische berufliche Tätigkeiten oder sogar konkrete Arbeitsplätze hin ausgerichtet" sei, könne man nicht mehr von Hochschulbildung sprechen. Wichtig sei, dass der Bachelor Anschluss sowohl in einen Job als auch ins Masterstudium biete. Also: Mehr Studium generale statt Studium speziale.
Kürzlich, zum Semesterstart, warnte bereits Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) in der Welt vor "Wildwuchs" bei den Fächern. "Das Studium liefert das Rüstzeug für ein ganzes Leben. Studiengänge müssen ein breites Wissensspektrum vermitteln." Das ist der Aufruf an die Hochschulen: Lichtet den Dschungel!