Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe ist auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder derzeit nicht gut zu sprechen. Der Ausstieg Bayerns - und anschließend Baden-Württembergs - aus dem geplanten Nationalen Bildungsrat hat den sonst so nüchternen SPD-Politiker sichtlich in Rage versetzt. "Kaum noch erträglich" sei der Alleingang der Unionsländer, schimpfte Rabe. Und noch eine andere Aussage Söders, die im ganzen Bildungsrats-Trubel etwas untergegangen war, erbittert ihn: das Nein zu einer Neuordnung der Ferientermine. "Dieser Schuss aus Bayern", sagte Rabe der Süddeutschen Zeitung, "wird nach hinten losgehen: Jetzt wird jedes Land genau wie Bayern die Sommerferien im Alleingang festlegen. Viel Spaß auf den langen bayerischen Autobahnen."
Söder hatte am Sonntag nicht nur den Bildungsrat, eines der wichtigsten bildungspolitischen Vorhaben der Bundesregierung, mit ein paar markigen Hauptsätzen zu Fall gebracht. In einem Nebensatz hatte er auch jegliche Veränderung der Ferienregelung ausgeschlossen, um die sich derzeit Hamburg und andere Bundesländer bemühen. "Das bayerische Abitur bleibt bayerisch", sagte Söder, "übrigens genauso, wie die Ferienzeiten bleiben, wir wollen auch die nicht angleichen."
Anders als etwa in Frankreich haben in Deutschland die Schüler nicht gleichzeitig, sondern nacheinander Sommerferien. Das soll die Staus auf den Autobahnen zumindest in Grenzen halten und den Hotels eine gleichmäßige Auslastung verschaffen. Die Bundesländer haben sich auf ein sogenanntes rollierendes System verständigt. Mal geht Nordrhein-Westfalen schon im Juni in die Ferien, mal der Nordosten von Brandenburg bis Schleswig-Holstein. Nur zwei Bundesländer machen bei dieser Rotation nicht mit: Bayern und Baden-Württemberg - die beiden Südländer also, die gerade den Bildungsrat verhindert haben. Sie haben immer als Letzte frei. Begründet wird diese Extrawurst mit den traditionellen Pfingstferien im Süden, die einen späten Sommerferientermin erforderten.
Bis 2024 stehen die Ferientermine nach dieser Aufteilung fest, seit Oktober laufen die Verhandlungen über die Jahre 2025 bis 2030. Neben Hamburg hatten auch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angekündigt, sich für eine Neuordnung einsetzen zu wollen. Dass dies gelingt, ist nach Söders Absage sehr unwahrscheinlich, Entscheidungen müssen in der Kultusministerkonferenz einstimmig fallen. Vor diesem Hintergrund ist auch Rabes Drohung zu verstehen: Wenn Bayern sich neuen Regeln verschließt, dann gibt es eben gar keine mehr.