Es passiert ja so manches in diesen Tagen, was man vor Kurzem für undenkbar hielt. Nun trifft es den höchsten Abschluss, den Schulen in Deutschland zu vergeben haben, diese scheinbar unverrückbare Institution, in normalen Zeiten wie ein Heiligtum verehrt: das Abitur.
Das Tabu brach Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien: Die Prüfungen sollen in ihrem Bundesland nicht etwa unter Gesundheitsauflagen stattfinden, wie es manch ein Amtskollege andernorts versucht. Sie sollen nicht verschoben werden, wie einzelne Länder kürzlich ankündigten. Die Abiturprüfung soll im Norden ganz entfallen.
Schleswig-Holstein sagt das Abitur ab - es ist schwer vorstellbar, dass nun andere Länder an ihren Terminen für die Prüfung festhalten. Denn die Kultusminister haben versprochen, das Abitur endlich vergleichbarer zu machen. Ob der Bildungsförderalismus überhaupt noch eine Berechtigung hat, hängt auch mit an dieser Frage. Und die Kultuspolitikerinnen und Kultuspolitiker bemühen sich ja durchaus: Sie stimmen Abituraufgaben ab und legen inzwischen zum Teil sogar länderübergreifende Klausurtermine fest. Wenn sie ihr Versprechen ernst meinen, können sie aber nicht die einen zu einer Prüfung bestellen, die den anderen erlassen wird.