Zwischen München und Kenia:Der Prinz von Turkana

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Manchmal übernimmt Ludwig von Bayern in einer seiner Schulen selbst eine Unterrichtseinheit. (Foto: Max Kronawitter/oh)

Ein Filmporträt zeigt einen Wittelsbacher als Entwicklungshelfer

Von Matthias Köpf, Eurasburg

Viele Menschen haben zu diesem Anlass traditionelle Kleidung angelegt. Die Frauen in dem Dorf im Norden Kenias tragen farbenfrohe Stoffe und ihre bunten Ringe um den Hals, und Prinz Ludwig von Bayern trägt seinen trachtigen grauen Filzhut mit der grünem Kordel, die sich nach vier vollen Windungen auf der linken Seite zu einem geschwungenen "L" formt. Der 37-jährige Wittelsbacher gäbe aus der Sicht von Porträtmalern oder Hoffotografen zweifellos einen hervorragenden Kini ab, doch einen Ludwig IV. wird es in Bayern wohl nicht mehr geben.

Irgendwann aber wird "Ludwig Bayern", wie er sich am liebsten selber nennt, obwohl das "Prinz von" offiziell Teil des seines Nachnamens ist, seinem Onkel Franz als Chef des Hauses Wittelsbach nachfolgen. Im Moment aber verbringt Ludwig deutlich mehr Zeit in Kenia als in München. Er leistet dort Entwicklungshilfe, lässt Brunnen bohren und baut Schulen auf. Der Filmemacher Max Kronawitter aus Eurasburg hat ihn dabei für ein Filmporträt begleitet, das am Sonntag in der ARD zu sehen ist. Der halbstündige Film, der am frühen Abend in der Dokumentarreihe "Echtes Leben" läuft, zeigt den Prinzen zwar oft mit Hut, aber keineswegs als verirrten Trachtler oder gar als verstockten Traditionalisten, im Gegenteil. Dass die Frauen des Dorfs an dem Treffen teilnehmen dürfen, hat Ludwig zur Bedingung für sein Kommen gemacht, und dass aus der Schule drei junge Mädchen verschwunden sind, weil sie als Kinder an mutmaßlich ältere Männer verheiratet wurden, das lässt er vor der versammelten Dorfgemeinschaft und den Honoratioren aus Nairobi auch nicht auf sich beruhen.

Der Ururenkel des letzten bayerischen Königs ist seit einigen Jahren Vorsitzender der Stiftung "Hilfsverein Nymphenburg". Der maßgeblich von den Wittelsbachern getragene Verein widmete sich lange vor allem Projekten in Osteuropa. Das Engagement in Afrika entwickelte sich über Florian von Bayern, der als Benediktinerpater im Norden Kenias lebt. Ludwig, ältestes von fünf Kindern des Prinzen Luitpold, ist studierter Jurist und war auch selbst schon in der Computerbranche unterwegs.

In Kenia fährt er im Geländewagen durch trockene Flussläufe, um zu den "Learning Lions" zu gelangen. So heißt eine seiner Initiativen dort, sie betreibt Schulen und ein Ausbildungszentrum für Programmierer und Webdesigner. Manche der Absolventen haben inzwischen internationale Kunden. Kronawitter zeigt im Film einen jungen Mann, der am Bildschirm goldgelb gefüllte Biergläser mit der Aufschrift "König Ludwig" vor Schloss Neuschwanstein platziert. Denn ein Teil der Bierwerbung für die Brauerei der Familie Wittelsbach entsteht in Kenia. Ludwig übernehme Verantwortung, und das präge jeden jungen Menschen, sagt Clanoberhaupt Franz im Film. Ludwig selbst tut viel dafür, dass seine Projekte auf eigenen Füßen stehen, wenn er einmal stärker in München gefordert ist. Dann wird durch sein Engagement auch ihm geholfen sein: "Man nimmt viele Probleme daheim nicht mehr ganz so ernst."

© SZ vom 04.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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