Wissenschaft:Erlangen leuchtet

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Das erste Max-Planck-Institut auf fränkischem Boden bezieht ein neues Gebäude im Osten der Stadt: größer, schöner, moderner. Bis zu 350 Forscher beschäftigen sich dort mit der Physik des Lichts

Von Olaf Przybilla, Erlangen

Vermutlich hat Renate Schmidt das Wort "von der Max-Planck-freien-Zone" in Nordbayern geprägt, es gab da irgendwann mehrere Urheber, die sich das auf die Fahnen geschrieben haben. Die SPD-Politikerin aber konnte sogar Dokumente vorlegen, dass das Wort auf sie zurückgehe. Vor 15 Jahren war das ein großes Thema in Bayern: Da war der Süden mit einer zweistelligen Anzahl außeruniversitärer Einrichtungen. Und da war der Norden, in dem sich ein solches Netz von Forschungsinstitutionen, ein Wissenschafts-"Cluster", wie das gerne genannt wird, schon deshalb in ähnlicher Weise nicht bilden konnte, weil die Max-Planck-Institute allesamt im Süden des Landes angesiedelt waren. "Es war ein langer Weg", sagt Gerd Leuchs, einer der beiden Gründungsdirektoren des ersten Max-Planck-Instituts auf fränkischem Boden, das sich mit der "Physik des Lichts" beschäftigt.

Die Gründung des Instituts vollzog sich in Schritten, gestartet war Leuchs 2003 als Leiter einer Forschungsgruppe für Optik. Die war zunächst als Institut an der Friedrich-Alexander-Universität angesiedelt, finanziert gemeinsam vom Freistaat Bayern und der Max-Planck-Gesellschaft. Sechs Jahre danach wurde, daraus hervorgehend, das erste richtige Max-Planck-Institut in Erlangen gegründet, zu der Zeit war es das 81. auf deutschem Boden. Bislang arbeiten die 250 Forscher auf einem Areal im Süden Erlangens, in beengter Umgebung. Am Mittwoch nun wird das neue Gebäude auf einem Areal im Osten der Stadt eröffnet, bis zu 350 Forscher sollen dort mal tätig sein und sich mit Fragen der klassischen Optik genauso auseinandersetzen wie mit Quantenoptik und den Wechselwirkungen von Licht und Materie. 63 Millionen Euro hat der Neubau mit den mehr als 9000 Quadratmetern Nutzfläche gekostet, 50 Millionen davon stammen als Sonderfinanzierung vom Freistaat. "Für uns ist das ein großer Moment", sagt Leuchs.

Allerdings war nicht nur der Schritt zum Max-Planck-Institut mühsam. Anders als viele erwartet hatten, regte sich in der Universitätsstadt anfangs Widerstand gegen den Neubau. Der ist auf einem Areal entstanden, auf dem einige Jahrzehnte lang US-Panzer zu Übungszwecken unterwegs waren. Als die Amerikaner ihre Garnison auflösten, sicherte sich die Uni Flächen auf dem ehemalige Truppenübungsplatz. Einen Teil davon nutzt eine Gruppe Studenten, darunter auch ehemalige, die sich in früheren Bauwagen auf dem Areal niedergelassen haben - von der offiziell geduldeten Wagenburg sind es zu Fuß kaum zwei Minuten bis zum Neubau. Die Studenten waren aber nicht das Problem: Vor allem Naturschützer protestierten gegen den Neubau auf dem "Exerzierplatz", immerhin wurde der direkt am Rand eines Naturschutzgebiets hochgezogen. Und auch Anwohner zeigten sich wenig erfreut, das Gebiet gilt vielen als idealer Naherholungsraum. Der Protest, dass Kinder dort künftig weniger Platz zum Spielen haben, flaute allerdings merklich ab, als im Boden des neuen Baugebiets verrostete Sprengsätze der vormaligen Nutzer gefunden wurden. Auch die Proteste von Naturschützern sind spürbar abgeflaut.

An ihrem neuen Bau schätzen die Forscher manches: Die Kollegen von der Erlanger Uni-Physik sind gleich in der Nähe, was gut für den Austausch untereinander ist. Auch liegt der Bau in einem kleinen Waldgebiet, weit weg von der nächsten großen Straße, was gut ist, weil Forschen am Licht als extrem erschütterungsempfindlich gilt. Die Labore liegen im Keller des Hauses, der mit einer etwa 100 Zentimeter dicken Bodenplatte auch vor Nässe geschützt ist. Und viele der neuen Räume sind lichtdurchflutet, was gut zum Forschungsthema passt. Beim Richtfest würdigte Innenminister Joachim Hermann den Bau bereits als "architektonischen Lichtblick", von denen es in Erlangen nicht allzu viele gebe. Die größte Baustelle der Stadt verlassen die Forscher außerdem: Auf ihrem bisherigen Areal entsteht derzeit ein neuer Stadtteil. Siemens baut dort einen Firmen-Campus, das größte Bauprojekt des Unternehmens weltweit.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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