Wirtschaft:Weniger Absatz, mehr Export

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Der Kläger verletzte sich beim Sturz so sehr, dass er für drei Wochen in ambulante ärztliche Behandlung musste. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der Bayerische Brauerbund legt Zahlen zum Bierabsatz vor

Von Franz Kotteder, München

Georg Schneider, seit einem Dreivierteljahr Präsident des Bayerischen Brauerbundes, nimmt's mit Humor: "Kaum gibt's einen neuen Präsidenten, schon muss er einen Absatzrückgang verkünden. Wie hängt das zusammen?" Tatsächlich verzeichnet Bayerns Brauwirtschaft ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Reinheitsgebots nach Jahren des leichten Wachstums 2016 wieder einen Rückgang im Bierabsatz um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag führte Schneider diesen leichten Rückgang vor allem auf die außerbayerische Konkurrenz zurück, die zum Beispiel nun verstärkt "auf den lange von Bayern beherrschten Weißbiermarkt" dränge und auch andere Bierspezialitäten für sich entdeckt habe. "Der Kampf um die Zapfhähne der Gastronomie ist groß", weiß Schreiber, und die Brauer außerhalb Bayerns hätten dabei Boden gutgemacht. Trotzdem sei es aber gelungen, Nordrhein-Westfalen beim Gesamtbierabsatz wieder auf den zweiten Platz im Länderranking zu verweisen, was erstmals 2014 gelang und sich seither fortsetzt. Seither brauen die Bayern etwa eine Million Hektoliter mehr Bier pro Jahr als die Brauer im Norden.

Das liegt auch daran, dass es im Export recht gut läuft für die bayerischen Brauer. Im vergangenen Jahr schafften sie zum siebten Mal in Folge einen Exportrekord, 5,2 Millionen Hektoliter von insgesamt 25,5 Millionen Hektolitern Bier gingen ins Ausland. Jedes dritte deutsche Bier, das ins Ausland geht, wird in Bayern gebraut. Die Ausfuhr werde immer wichtiger für die bayerische Bierwirtschaft, sagte Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Brauerbunds, denn: "In den kommenden 20 Jahren werden wir acht Millionen Menschen weniger haben, die im trinkfähigen Alter sind als heute." Das liegt natürlich am Geburtenrückgang, das "trinkfähige Alter" beginnt für den Brauerbund bei etwa 20 Jahren. Ohnehin geht der Jahresverbrauch pro Kopf in Deutschland weiterhin kontinuierlich zurück: 1976 waren es noch 151 Liter, heute sind es knapp 106 Liter.

Eine klare Absage erteilte Georg Schneider vereinzelten Bestrebungen aus Kreisen von kleinen Craft-Brauern, das Reinheitsgebot für Bier zu lockern. "Natürlich kann man in den Sud theoretisch alles von Schokolade bis Froschhaxen reinschmeißen", sagte er, "wir wollen aber das Reinheitsgebot festschreiben und trotzdem sogenannte besondere Biere ermöglichen." Das eigentlich nicht mehr gültige "Vorläufige Biergesetz" müsse abgelöst werden durch ein Gesetz, das auf dem Reinheitsgebot basiere und darüber hinaus in einer Positivliste Zutaten erfassen, die für besondere Biere erlaubt seien, "damit nicht jeder Landrat selbst bestimmen kann, was in seinem Kreis erlaubt ist und was nicht". Auch beim Verbraucherschutz warnte Schneider vor Aktionismus: "Der Verbraucher ist kein dummes, verblödetes Konsumwesen, das vor sich selbst geschützt werden muss."

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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