Wirtschaft:Ein Drittel weniger

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Alfred Gaffal, der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, fordert ein Ende der Russland-Sanktionen. (Foto: Rainer Hofmann/dpa)

Die bayerischen Exporte nach Russland sind wegen des Embargos eingebrochen

Von Ralf Scharnitzky, München

Es ist ja bei vielen Beziehungen so: Sie sind nur schwer zu kitten, wenn sie beendet wurden. Das befürchtet auch die bayerische Wirtschaft, wenn es um die Zusammenarbeit zahlreicher Firmen aus dem Freistaat mit Russland geht: "Einmal abgebrochene Handelsbeziehungen sind nur schwer wieder zu reparieren", warnt Arbeitgeberpräsident Alfred Gaffal. Infolge der EU-Sanktionen sind die Exporte aus Bayern nach Russland im vergangenen Jahr um 33,3 Prozent eingebrochen. Der Warenwert der Ausfuhren lag im Vergleich zum Jahr davor um mehr als 1,2 Milliarden Euro niedriger - er betrug insgesamt gut 2,5 Milliarden. Bereits 2014 war er um 582 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr gesunken. Gaffal fordert deshalb einen Abbau der Wirtschaftssanktionen.

Um trotz der Sanktionen den Kontakt ins Putin-Reich nicht abreißen zu lassen, setzt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) auf kontinuierlichen Dialog. Seit Dezember 2014 gibt es eine Kooperation mit einer gesamtrussischen Vereinigung von Unternehmern außerhalb des Rohstoffsektors und seit Juni vergangenen Jahres eine weitere mit einem Verband, der kleine und mittelständische Unternehmen vertritt. Ziel ist es, Wirtschaftsbeziehungen trotz des Embargos zu stärken. VBW-Präsident Gaffal begrüßt deshalb auch die Reise von Ministerpräsident Horst Seehofer zum Kremlchef Wladimir Putin: "Als bayerische Wirtschaft haben wir stets die Notwendigkeit betont, im Austausch zu bleiben und die gewachsenen guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland nicht abreißen zu lassen."

Der Handel zwischen Bayern und Russland hatte sich in der Vergangenheit weit überdurchschnittlich entwickelt: Während die Gesamtexporte Bayerns von 2003 bis 2013 um 56 Prozent stiegen, wuchsen die Ausfuhren nach Russland um 187 Prozent. "Diese für beide Seiten positive Entwicklung fand mit den EU-Sanktionen ein jähes Ende", so Gaffal. Das sei umso ärgerlicher, weil sich die politische Situation im Russland-Ukraine-Konflikt nicht verbessert habe. "Im Gegenteil: Die Sanktionen schaden den Mitgliedstaaten der EU ebenso wie Russland." Der VBW-Präsident geht davon aus, dass das Embargo weiterhin starke negative Auswirkungen hat - und warnt vor "Spätfolgen für die historisch gewachsenen Beziehungen zu Russland".

Insgesamt hat das EU-Embargo allerdings keine negativen Auswirkungen auf Bayerns Export: Im vergangenen Jahr wurde ein neue Rekordmarke mit einem Warenwert von knapp 179 Milliarden Euro erzielt. Für Frank Dollendorf, Außenwirtschaftschef der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern, ein "sensationell gutes Ergebnis", wenn man sich die Gesamtlage ansehe: viele internationale Krisen, enttäuschendes Brasilien, schwächelndes China und das einbrechende Russlandgeschäft. Vor allem der Anstieg im Handel mit Großbritannien und Nordirland (Warenwert 15 Milliarden Euro, plus 22 Prozent) und den USA (23 Milliarden, plus 16 Prozent) hat zu dem Rekordergebnis beigetragen.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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