Wirtschaft:Corona lässt Arbeitslosenquote steigen

Lesezeit: 2 min

3,8 Prozent bedeuten den höchsten Stand in einem Mai seit zehn Jahren. Besonders die Städte sind betroffen

Von Maximilian Gerl, Nürnberg

Die Corona-Krise schlägt weiter auf den Arbeitsmarkt durch. 290 580 Menschen waren bayernweit im Mai arbeitslos gemeldet - 6,9 Prozent mehr als im April und 44,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,8 Prozent, den höchsten Wert für einen Mai seit zehn Jahren. Das teilte die Regionaldirektion Bayern der Arbeitsagentur am Mittwoch mit. Zudem gerät das jahrelange Beschäftigungswachstum ins Stocken. Zwar waren im März rund 5,79 Millionen Menschen in Bayern sozialversicherungspflichtig beschäftigt; das Plus von 50 900 Stellen fiel aber gegenüber dem Vorjahr mit 0,9 Prozent niedrig aus. Dabei stand im März die Corona-Krise ja noch am Anfang.

Ihr schnelles Ende scheint also vorerst nicht in Sicht zu sein, im Gegenteil: Sollte die "Insolvenzwelle" im Herbst so eintreten, wie manche befürchten, stünden den Jobcentern womöglich weitere schwere Monate ins Haus. Doch es gibt auch Anlass zu ein bisschen Hoffnung. Zum Beispiel fiel der jüngster Anstieg bei der Arbeitslosigkeit - so sonderbar das klingt - fast schon moderat aus. "Von März auf April haben wir in Bayern 40 000 Arbeitslose mehr gezählt", sagte Ralf Holtzwart, Chef der Regionaldirektion. Von April auf Mai seien es nur 19 000 mehr gewesen. Auch gebe es Hinweise, dass die "Stellenseite leicht anzieht". Tatsächlich wurden rund 2200 mehr neue Stellen als im April gemeldet. Doch die Nachfrage verteilt sich ungleich über die Branchen. Unter anderem in Gastgewerbe, verarbeitendem Gewerbe und Handel sind die Stellenneumeldungen verglichen mit 2019 rückläufig.

Auch regional zeigt der Arbeitsmarkt derzeit unterschiedliche Tendenzen. So blieb die Arbeitslosenquote in den Regierungsbezirken Niederbayern und Oberpfalz mit 3,6 beziehungsweise 3,3 Prozent gegenüber April unverändert. Dafür stieg sie besonders stark in Städten. Beispiel Passau: Vor einem Jahr hatte die Arbeitslosenquote dort bei 3,8 Prozent gelegen, nun meldeten die Statistiker sechs Prozent. Der Landkreis Passau verschlechterte sich dagegen "nur" von 2,3 auf 3,8 Prozent. In der Stadt Hof stieg die Quote um 2,4 Punkten auf 7,7 Prozent, den höchsten Wert im Freistaat - während sie im Kreis Hof zwar um 1,1 Punkte wuchs, aber mit 3,8 Prozent genau den bayerischen Durchschnitt traf. Bei der Regionaldirektion führt man das zum einen darauf zurück, dass in Städten tendenziell mehr Menschen etwa als Aushilfen arbeiten. Sie werden in Krisen oft als Erste entlassen. Zum anderen liegt in Ballungsgebieten die Arbeitslosenquote in der Regel höher als auf dem Land. Entwickelt sich der Arbeitsmarkt negativ, bekommen sie das deshalb stärker zu spüren. Umgekehrt profitieren sie auch umso mehr von positiven Entwicklungen.

Wie es genau am Arbeitsmarkt weitergehen wird, ist schwer zu prognostizieren. Viel hängt vom weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens ab - und auch davon, wie letztlich das Konjunkturpaket aussieht, über das in München wie Berlin derzeit diskutiert wird. Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Bayern forderte am Mittwoch angesichts der aktuellen Zahlen "massive Impulse" sowie "ordnungspolitische Korrekturen", um Wachstum zu generieren und die "sozial-ökologische Transformation zum Erfolg zu führen". Qualifizierung und Weiterbildung der Beschäftigten müssten stärker in den Fokus rücken. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft schlägt hingegen "ein Belastungsmoratorium" vor. Dazu gehöre vor allem, auf eine Verschärfung der Befristungsregeln zu verzichten. "Befristungen sind ein wichtiges Flexibilisierungsinstrument für die Unternehmen und müssen erleichtert, nicht erschwert werden."

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: