Wettbewerb:Blattmacher in zwei Welten

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Jedes Jahr werden die Macher der besten Schülerzeitungen Bayerns in München ausgezeichnet. (Foto: Stephan Rumpf)

Viele bayerische Schülerzeitungen setzen noch immer vor allem auf eine gedruckte Ausgabe, die Online-Version ist meist eine Ergänzung mit aktuellen Informationen

Von Magdalena Hechtel, München

Wer die Website aufruft, sieht sofort eine Farbe: Orange. Auf diesem knalligen Grund steht in großen weißen Buchstaben "bunkerblattl.de". Was es auf der Seite zu finden gibt? Informationen über Themen, Ausgaben, die Redaktion, Service. Spätestens bei der Schaltfläche "Deine Lehrersprüche" wird klar, um was es sich bei der Website handelt: den Online-Auftritt einer Schülerzeitung. "Frisch und frech" sollte die Website wirken und einen großen Wiedererkennungswert haben - deshalb hat sich Webmaster Lukas Förner für Orange entschieden.

Der 18-jährige Schüler der Q 12 des Gymnasiums Fürstenried in München kam über ein P-Seminar zur Schülerzeitung Bunkerblatt'l. Ziel solcher Projektseminare im Rahmen der gymnasialen Oberstufe in Bayern ist es, Schüler bei der Berufsfindung zu unterstützen sowie ein bestimmtes Projekt zu erarbeiten. Weil Lukas in Deutsch "nicht so gut" ist, wie er sagt, pflegt er seit mittlerweile zwei Jahren die Website. Immer mehr der rund 900 bayerischen Schülerzeitungen gehen online, ihre Zielgruppe verbringt schließlich viel Zeit im Internet.

Trotzdem kaufen Schüler und Lehrer am Gymnasium Fürstenried lieber die gedruckte Version des Bunkerblatt'l. 500 Exemplare beträgt die Auflage, aber nur rund 20 Personen besuchen pro Tag die Website. Zu wenig, finden die Redakteure, denen es wichtig ist, online in direkten Austausch mit ihren Lesern treten zu können. Um die Aufmerksamkeit für die Website zu erhöhen, werden beispielsweise die Artikel aufgeteilt, der Beginn eines Textes ist in der Schülerzeitung abgedruckt, weiter geht es nur im Internet. QR-Codes lotsen technikaffine Schüler zur entsprechenden Seite. Zusätzlich gibt es eine von Lukas programmierte Handy-App. Ihm macht die Arbeit Spaß, nach dem Abitur will er Informatik studieren. Und dennoch möchte nicht einmal der 18-Jährige auf die Print-Ausgabe verzichten. Ein frisch gedrucktes Heft in den Händen zu halten, ist für ihn ein viel zu besonderes Erlebnis, sagt er.

Erlebnis durch Design - darauf legen die Schülerzeitungsredakteure des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums in Fürth Wert. Die Zeitung etcetera gibt es nur in gedruckter Form, großformatige Nahaufnahmen oder Panoramabilder wirken auf glänzendem Papier eben besser als online. Lehrerin Rebecca Mußauer beobachtet bei ihren Schülern "Perfektionismus" und den Anspruch, zweimal pro Jahr eine qualitativ hochwertige Ausgabe herauszubringen. "Online-Artikel sind doch eher wie Posts oder Blogbeiträge", sagt Mußauer.

An der Albert-Einstein-Mittelschule in Augsburg sehen sie das ganz anders: Dort gibt es die Schülerzeitung in ihrer herkömmlichen Form nicht mehr. Für Lehrer Walter Gutbrod ist die fehlende Aktualität ein zentrales Problem von Schülerzeitungen: "Wo liegt die Motivation bei Schülern, wenn sie ein Jahr arbeiten und nur eine Ausgabe herauskommt? Wer will das noch lesen?" Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, geht Gutbrod das Projekt Schülerzeitung online an - mit seiner eigenen Klasse. "Manchmal gibt es an einem Vormittag kein Mathe oder Englisch, nur Schülerzeitung", sagt der Lehrer. Für die Online-Produktion - etwa von einer Anleitung zum Thema "Richtig Referate halten" oder einer Animation von Fontanes "John Maynard" - gehen schon einmal fünf Stunden drauf.

Sich auf das Internet zu beschränken, kommt für die Redaktion der Schülerzeitung Blickkontakt nicht infrage. Aus diesem Grund fahren die Schüler des Von-Müller-Gymnasiums in Regensburg laut Betreuungslehrer Michael Hartmann "zweigleisig". Pro Jahr erscheinen zwei gedruckte Ausgaben. Da die Redakteure aber auch während der übrigen Zeit präsent sein wollen, gehen wöchentlich aktuelle Meldungen, Konzertberichte oder Filmkritiken online. Wie in Fürstenried bevorzugen Lehrer und Schüler auch in Regensburg die Printvariante, die Hälfte der 680 gedruckten Exemplare ist nach einer Woche verkauft. Für die Papierausgabe spricht laut Hartmann besonders der emotionale Aspekt: Das Leuchten in den Augen der Zeitungsmacher, wenn das erste Plakat im Schulhaus zu sehen ist, das Gefühl, wenn der Stapel der druckfrischen Zeitungen immer kleiner wird. "Man hält einfach etwas in der Hand", sagt Hartmann.

Um auch 2016 die besten bayerischen Schülerzeitungen - egal ob Print mit oder ohne zusätzlicher Onlineversion - zu küren, sucht die SZ mit dem Kultusministerium und der Hypovereinsbank wieder besonders kreative Nachwuchsredaktionen. Mitmachen können Schülerzeitungen an Grund-, Mittel- und Förderschulen, Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen in Bayern. Die Zeitung muss im Schuljahr 2015/2016 erschienen sein. Es werden pro Schulart drei ausgezeichnet, die Gewinner erhalten je 500 Euro (1. Preis), 300 Euro (2. Preis) und 200 Euro (3. Preis), außerdem bekommt jede teilnehmende Schule ein SZ-Abo für drei Monate. Bewerber schicken fünf Originale einer Ausgabe und den Teilnahmebogen (Download und weitere Infos unter www.sz.de/blattmacher) an die Süddeutsche Zeitung, Bayernredaktion, Hultschiner Straße 8, 81677 München. Einsendeschluss ist der 3. Juni 2016, entscheidend ist das Datum des Poststempels.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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