Vor Verhandlungen:"Tarifpolitische Vernunft"

Metallindustrie lehnt Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn ab

Zu "tarifpolitischer Vernunft" hat die bayerische Metall- und Elektroindustrie die IG Metall aufgefordert. Die Forderung der Tarifkommission der Gewerkschaft nach fünf Prozent mehr Lohn für die etwa 810 000 Beschäftigten der Branche im Freistaat kritisierte der zuständige Industrieverband VBM als "realitätsfern". Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sagte am Montag: "Wir erleben derzeit eine Scheinkonjunktur, die von den Sonderfaktoren niedriger Ölpreis, niedrige Zinsen und schwacher Euro gestützt wird." Die daraus resultierenden Wachstumsprognosen von bis zu 1,7 Prozent würden deshalb für den Tarifabschluss an Bedeutung verlieren. Die Produktivität sei seit 2008 nur um zwei Prozent gewachsen, die Tariflöhne seien aber um 20 Prozent gestiegen. "Für die Beschäftigten ist das vordergründig eine erfreuliche Entwicklung. Für ihre Arbeitgeber sind die hohen Lohnabschlüsse aber zunehmend schwerer zu bewältigen", sagte Brossardt.

Die Tarifpolitik steht nach Ansicht das VBM-Chefs an einem Scheideweg: "Überhöhte Lohnsteigerung mit wenig oder kaum Produktionswachstum - das geht nicht gut." Jedes zweite bayerische M+E-Unternehmen hat inzwischen einen Standort im Ausland. Ging es früher vor allem darum, neue Märkte zu erschließen, steht laut Brossardt jetzt vor allem Kostenersparnis im Vordergrund: "Wenn die Rahmenbedingungen in Bayern sich weiter verschlechtern, wird das zunehmen." Seit 2010 wurden in der Branche 95 000 neue Arbeitsplätze in Bayern geschaffen. Um dieses Rekordniveau zu halten, müsse die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden, statt immer weiter auf überhöhte Entgeltsteigerung zu setzen. In Bayern beginnen die Verhandlungen am 16. März in Nürnberg.

© SZ vom 16.02.2016 / rsy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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