Vogelschutzbund:In Bayern überwintern deutlich mehr Störche

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Die Zahl der Störche, die in Bayern überwintern, ist erneut angestiegen. In diesem Jahr haben Ehrenamtliche des Vogelschutzbundes LBV bereits mehr als 250 Störche erfasst, die ihren Winterflug nach Afrika gar nicht erst angetreten haben und stattdessen hier geblieben sind. Das ist ein Plus von gut 50 Vögeln gegenüber dem Winter 2015/2016. Vereinzelt werden sogar ganze Trupps beobachtet, die sich hier für den Winter einrichten. "So halten sich im oberbayerischen Bad Aibling sechs bis acht Störche auf, die auch im Sommer dort leben", sagt die Storchen-Expertin Oda Wieding. Außerdem wurden sogar Jungstörche entdeckt, die mit ihren Eltern hier überwintern, zum Beispiel im oberfränkischen Michelau. "Das ist ein ganz neues Phänomen", sagt Wieding. "Denn für gewöhnlich fliegen die Jungstörche vor den Altvögeln ab." Und im mittelfränkischen Alesheim scheint ein Storchenpaar bleiben zu wollen, das dort in diesem Jahr erstmals gebrütet hat.

Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil treten die Störche ihren Winterflug nicht wegen der Kälte hier an. Mit ihr kommen sie sogar sehr gut zurecht. Es ist vielmehr das geringe Nahrungsangebot während der kalten Jahreszeit, das sie auf große Reise gehen lässt. "Sofern es aber Feuchtwiesen mit Gräben gibt, kann der Storch, ähnlich wie der Graureiher, auch im Winter genügend Mäuse, Würmer und kleine Fische finden", sagt Wieding. "Gegen die Kälte plustern die Tiere ihr Gefieder auf." Wenn es aber plötzlich richtig hart kommt, fliegen sie halt doch in Richtung Mittelmeer - der Winterflug dauert nur vier Tage, so lange kommen die Tiere notfalls sogar ohne Futter aus. Die meisten Überwinterer sind Störche aus Zuchtstationen der Schweiz, dem Elsass und Baden-Württemberg. Sie wurden teils schon vor vielen Jahren freigelassen, um die Population in Mitteleuropa zu stabilisieren, und haben den Winterflug gleichsam verlernt. Viele Vogelschützer bestreiten deshalb, dass die zunehmende Zahl der Überwinterer ein Zeichen für den fortschreitenden Klimawandel ist.

© SZ vom 16.12.2016 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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