Vier Jahre nach Einführung:Alternative zur Baby-Klappe

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Sozialministerium zählt bisher 39 "vertrauliche Geburten"

Die Zahl sogenannter vertraulicher Geburten in Bayern nimmt zwar zu; im Vergleich zu anderen Bundesländern nutzen im Freistaat aber nur wenige Frauen die Möglichkeit, aus einer Notlage heraus bei der Entbindung zunächst anonym zu bleiben. Bisher sind mindestens 39 Kinder bei vertraulichen Geburten zur Welt gekommen. Dies hat das bayerische Sozialministerium auf Anfrage mitgeteilt. Allein 2017 gab es 14 solcher Geburten - drei mehr als im Vorjahr. Die Möglichkeit, bei der Entbindung zunächst anonym zu bleiben, wurde in Deutschland vor vier Jahren eingeführt. Sie richtet sich an Frauen, die ihre Schwangerschaft geheimhalten wollen, weil sie zum Beispiel Angst haben, von ihrem Umfeld ausgegrenzt zu werden. Im Unterschied zur illegalen, aber geduldeten anonymen Geburt stimmt die Mutter bei einer vertraulichen Geburt zu, dass das Kind mit 16 Jahren die Identität der Mutter erfahren darf. Die meisten dieser Geburten im vergangenen Jahr - sieben - gab es laut Ministerium im Bezirk Oberfranken.

Aus Sicht von Astrid Giesen von Bayerns Hebammen-Landesverband sind solche Geburten ein guter Mittelweg: "Frauen in Not bekommen so die Möglichkeit, ihr Kind anonym und sicher in einem Krankenhaus zu bekommen. Gleichzeitig kann das Kind später erfahren, wo es herkommt, was für Menschen sehr wichtig ist." Ob durch die Einführung der vertraulichen Geburt weniger Frauen gänzlich anonym gebären, lässt sich nicht sagen. Es erfolge keine statistische Erhebung von anonymen Geburten und Kindern, die in Babyklappen abgelegt werden, heißt es im Ministerium. Dass es immer noch gute Gründe gibt, aus denen sich Frauen für eine Geburt in vollständiger Anonymität entscheiden, betont Hilde Forst von der Schwangerschaftsberatungsstelle von Donum Vitae in Amberg: "Für manche Mütter ist es unvorstellbar, dass irgendjemand jemals ihre Identität herausfindet", sagte sie. Bei manchen muslimischen Frauen oder wenn es eine Vergewaltigung gab, sei dies etwa der Fall. Daher könnten vertrauliche Geburten die anonymen Geburten in Kliniken sowie Babyklappen - wie eigentlich vom Gesetzgeber geplant - nicht ersetzen.

© SZ vom 16.04.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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