Die Menschen im notorisch verkehrsgeplagten Tiroler Inntal zwischen Kufstein und dem Brenner wollen endlich ihre Ruhe haben, und zumindest an diesem Donnerstag wird ihnen ein großer Teil des Schwerverkehrs erspart bleiben. Wegen des österreichischen Nationalfeiertags herrscht Fahrverbot für Lastwagen, was sich auf bayerischer Seite an vielen voll belegten Autobahnparkplätzen ablesen lassen wird. Doch am Tag danach sind im Grenzgebiet erst recht Staus zu erwarten. Dann werden die Tiroler die wartenden Laster aus Deutschland bei Kufstein nur nach und nach ins Land lassen. Das Polizeipräsidium Rosenheim warnt daher vor erheblichen Behinderungen.
Schon nach dem österreichischen Nationalfeiertag im vergangenen Jahr hatte sich der Verkehr auf der Inntalautobahn teilweise bis auf die A 8 zwischen München und Salzburg zurückgestaut, damals noch ohne die aktuelle Autobahnbaustelle und vor allem ohne Lkw-Blockabfertigung bei Kufstein, wie sie die Tiroler Landesregierung für diesen Freitag angekündigt hat. Von 5 Uhr früh an sollen höchstens 250 Lastwagen pro Stunde Richtung Innsbruck und gegebenenfalls weiter zum Brenner rollen. Ist diese Zahl erreicht, werden die Lastwagen bei Kufstein auf der rechten Spur zeitweise angehalten oder zumindest erheblich abgebremst. Zu diesem Mittel hatten die Tiroler erstmals am 4. Oktober gegriffen. Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, galt allerdings in Deutschland ein Lkw-Fahrverbot, weshalb längst nicht so viele Fahrzeuge auf die Einfahrt nach Österreich warteten. Auf Höhe von Kiefersfelden ist es daher bei einem Rückstau von höchstens zwei bis drei Kilometern geblieben.
Die Lkw-Blockabfertigung an diesen beiden Tagen sieht die Tiroler Landesregierung zum einen als Reaktion auf den Pfingstsamstag dieses Jahres an, als der Verkehr nahezu im gesamten Inntal zusammengebrochen war. Zum anderen will sie mit dem zweitägigen "Pilotversuch" erkunden, wie sich der Lastwagenverkehr über die Alpen vielleicht auch auf Dauer begrenzen lässt. Dies ist seit langem das erklärte Ziel der Tiroler, die den wachsenden Güterverkehr auf die Schiene drängen wollen und dazu neben Nacht- und Feiertagsverboten vor einem Jahr auch ein "sektorales Fahrverbot" für bestimmte Transportgüter wie Stahl, Stein und Holz erlassen haben. Ferner fordern die Tiroler, dass auch auf bayerischer und italienischer Seite die Lkw-Maut durch das Inntal erhöht wird, weil der Weg über den Brenner für die Speditionen bisher viel billiger und damit attraktiver sei als andere Transitrouten über die Alpen. In diesem Zusammenhang übt der Tiroler Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) immer wieder Kritik daran, dass Deutschland mit der Planung und dem Bau weiterer Zulaufgleise zum künftigen Brennerbasistunnel weit hinterherhinkt.
Unabhängig von der Blockabfertigung bei Kufstein warnt der ADAC zum Beginn der bayerischen Herbstferien von Freitagnachmittag an sowie für die Feiertage am Dienstag und Mittwoch vor Staugefahr besonders auf der A 8, der Inntalautobahn, der A 95 Richtung Garmisch und der A 99 rund um München.