Vergewaltigung in Herrsching:Staatsanwaltschaft rätselt über Brutalität

Lesezeit: 2 min

Das Auto des Täters wird untersucht. (Foto: dpa)

Er vergewaltigte eine Studentin und überfuhr sie anschließend mit dem Auto: Der 28-Jährige Mann aus Herrsching, der später Suizid beging, war der Polizei schon vor einiger Zeit aufgefallen - allerdings nicht mit Gewalttaten.

Von Christian Deussing, Florian Fuchs und Stefan Salger, München

Es war ein solch brutales Verbrechen, wie es sie glücklicherweise nicht häufig gibt: Ein 28-Jähriger vergewaltigte in einem Waldstück eine Frau, überfuhr sie mit dem Auto, ließ sie schwer verletzt zurück und flüchtete. Wenige Stunden später nahm sich der Täter das Leben.

Der Zustand des 25-jährigen Opfers, das auf der Intensivstation liegt, stabilisiert sich stetig. Die Polizei hat den Fall rasch geklärt. Es bleibt dennoch die Frage, was einen Mann zu solch einer brutalen Tat verleitet.

2013 kam er vorzeitig aus der Haft

Der 28-Jährige stammt aus Herrsching. Seine Eltern sind früh gestorben, er wuchs bei einer Verwandten auf. Er war nicht verheiratet, lebte aber zuletzt in einer festen Beziehung und hatte einen kleinen Sohn. Der gelernte Heizungsbauer hatte schon früh in seinem Leben eine kriminelle Laufbahn eingeschlagen, er hatte bei der Polizei zahlreiche Einträge wegen Einbrüchen und Betrügereien.

Seine Taten beging er vor allem im Münchner Umland. In verschiedenen Gerichtsverfahren war er bereits zu insgesamt zehn Jahren Haft verurteilt worden. Beim letzten Prozess im Sommer 2009 schickte ihn der Richter wegen einer Einbruchserie für fünf Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Im Sommer 2013 kam er vorzeitig aus der Haft.

Er zockte gerne und verlor viel Geld

Sein Leben hatte der 28-Jährige also nicht richtig im Griff. Es war auch bekannt, dass er gerne an Spielautomaten zockte und dabei manchmal viel Geld verlor. Allerdings war er - zumindest den Akten nach - nie an einer Gewalttat beteiligt gewesen. Die Staatsanwaltschaft rätselt deshalb, wie es zu der Vergewaltigung und dem Mordversuch kam. Eine solche Tat ist trotz der kriminellen Karriere auch im Rückblick untypisch für den 28-Jährigen.

Sein Motiv wird jedoch nicht mehr aufzuklären sein. In der Nacht auf Sonntag schlug und fesselte der Mann sein Opfer, dann fuhr er die Studentin im Kofferraum seines Wagens in ein Waldstück zwischen Rausch und Ellwang, um sie dort zu vergewaltigen. Anschließend überfuhr er die 25-Jährige. Schwer verletzt und mit letzter Kraft schleppte sie sich zum Waldrand, wo sie von einem Anwohner gefunden wurde. Der Täter rief am Sonntagvormittag einen Arbeitskollegen an und erzählte ihm nur von einem gewöhnlichen Autounfall im Wald. Der Bekannte informierte die Polizei, für die Ermittler war dies der entscheidende Hinweis. Trotzdem konnten die Polizisten den Mann nicht mehr festnehmen. Der 28-Jährige war bereits tot, als die Fahnder ihm auf die Spur kamen: Er hatte sich in Trudering vor einen Zug geworfen.

Die 25 Jahre alte Studentin liegt weiterhin im Krankenhaus, sie hat schwere innere Verletzungen. Ihr Zustand verbessert sich jedoch, auch psychisch soll sie den Umständen entsprechend einen stabilen Eindruck machen.

© SZ vom 22.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: