Unter Bayern:Die nächste H-Prämie

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Es braucht dringend einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Schulkinder. Schon allein deswegen, damit sich die CSU endlich mal wieder in ihrer Kreativität austoben kann

Von Nadeschda Scharfenberg

Für viele Eltern von Vorschulkindern beginnt die Zeit des Zitterns. Nein, es geht nicht um solch drängende Fragen wie: Kann ich meiner Tochter den pinken Elsa-und-Anna-Schulranzen ausreden? Kriege ich die Fußballer-Schultüte hin, die sich mein Sohn ausgesucht hat? Wird die nette Lina von nebenan in dieselbe Klasse kommen oder doch der rotzfreche Victor? Es geht, vor allem für berufstätige Mütter, um eine ganz existenzielle Frage: Kann ich weiter arbeiten gehen?

Was war das für ein Gschiss damals mit dem Krippenplatz. Danach dachte man, die Hängepartie des Lebens überstanden zu haben. Aber es sollte schlimmer kommen. Dieser Tage stehen sie wieder in Trauben zusammen, die Mamas, deren Kinder im Herbst in die Schule kommen. Gesprächsfetzen: "45 Anmeldungen, sechs freie Plätze." "Mittagsbetreuung bei uns im Sprengel nur bis um zwei." "Haben uns für die Ganztagsklasse beworben, aber da gibt es viel zu viele Interessenten." "Bleibt nur die teure Privatschule."

Deutschlandweit besuchen 31 Prozent der Grundschüler eine Ganztagsklasse. In Bayern: neun Prozent. Höchste Zeit, dass sich was tut. Die Staatsregierung hat das auch erkannt, Horst Seehofer hat nach der letzten Wahl angekündigt, dass es bis 2018 für jedes Schulkind bis 14 Jahre den benötigten Platz gebe. Und auf der Homepage des Kultusministeriums heißt es: "Der flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten ist ein vorrangiges Ziel der Staatsregierung." Aber der Ausbau geht nicht schnell genug.

Wie wäre es mit einem Rechtsanspruch, um das Ganze zu beschleunigen? Bei den Krippenplätzen hat das ja auch funktioniert. Die Bayern-SPD hat jüngst einen Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht, die CSU-Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer hatte darauf nichts anderes zu antworten als: "Es gibt viele bayerische Familien, in denen die Schüler den Nachmittag zu Hause verbringen können. Sie brauchen keine Ganztagspflicht."

Aber es besteht noch Hoffnung, denn die CSU ist bekannt für ihre kreativen Lösungen, wenn es ums traditionelle Familienbild geht. Zusätzlich zur Herdprämie könnte es künftig eine Hausaufgabenprämie geben: 100 Euro im Monat für all jene Familien, die es sich leisten können, dass ein Elternteil nur halbtags oder gar nicht arbeitet. Oder die das Schlüsselkind halt vor dem Kika oder der Playstation parken.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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