Umwelt:Schädliche Schneekanonen

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Opposition kritisiert Anlagenbau als schweren Eingriff in die Natur

Die Modernisierung von Skigebieten mithilfe von Schneekanonen kann die Natur in den Alpen über Jahrzehnte hinweg schädigen. Zu dieser Einschätzung kommt das Umweltministerium in der Antwort auf eine Anfrage der Landtags-SPD. Ursache sind demnach weniger die Schneekanonen selbst als vielmehr die dafür notwendigen Baumaßnahmen. "Bei der Verlegung von Wasser-, Druckluft- und Stromleitungen werden schwere Baumaschinen eingesetzt und gerade in höheren Lagen kann es viele Jahrzehnte dauern, bis sich Humusschicht, Bodenleben sowie Pflanzen- und Tierwelt von den Eingriffen erholen können", heißt es in dem Papier. SPD und Grüne sehen sich in ihrer Kritik an der staatlichen Förderung von Schneekanonen bestätigt - und fordern eine Verschärfung der Vorschriften. "Das sind schwerwiegende Eingriffe in die Natur", sagte der SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn. Der Vorsitzende des Umweltausschusses, Christian Magerl (Grüne), verlangte, die Förderprogramme einzustellen.

Laut Umweltministerium treten Umweltschäden bei "baulich veränderten" Skipisten auch unabhängig von künstlicher Beschneiung auf - gemeint ist damit die Planierung von Pisten. Auf diesen Pisten sind die Erosionsschäden größer, außerdem ist je nach Art des Bodens das Risiko von Erdrutschen und Hangabbrüchen erhöht. Zudem kann die Beschneiung laut Umweltministerium ab einer Meereshöhe von 1400 Meter gravierenden Einfluss auf die Pflanzenwelt haben. Brunn fordert deshalb verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) ab 1400 Meter. Laut Wassergesetz ist eine UVP erst ab 1800 Meter vorgeschrieben. Nur ganz wenige bayerische Skigebiete erreichen diese Höhe.

Die Staatsregierung auf der einen sowie SPD und Grüne auf der anderen Seite streiten seit Jahren um die Schneekanonen. Die vergleichsweise kleinen bayerischen Skigebiete haben große Mühe, mit der Konkurrenz in Tirol mitzuhalten. Die Staatsregierung fördert die Modernisierung der Skigebiete. Die Opposition argumentiert, dass sich der Klimawandel auch durch Schneekanonen nicht aufhalten lasse, außerdem seien die Umweltschäden zu hoch. Unzufrieden ist Brunn mit der Antwort des Ministeriums auf die Frage, wie sich die künstliche Beschneiung auf den Wasserhaushalt auswirkt. Wasser für die Schneekanonen müsse entweder aus Bächen entnommen oder aus dem Tal auf den Berg gepumpt werden, sagte der SPD-Politiker. "Wir haben den Eindruck, dass das Umweltministerium da gar nicht so genau hinschauen will", kritisierte Brunn.

Der Grünen-Politiker Magerl ist ebenfalls überzeugt, dass die Schneekanonen in den bayerischen Bergen den Wasserhaushalt schädigen. Das Ministerium misst dem eher "geringe Bedeutung" bei. "Hauptproblem aus wasserwirtschaftlicher Sicht ist eher die Anlage der Skipiste an sich", heißt es in dem Papier. Das Landesamt für Umwelt habe "generell für Skipisten eine gravierende Erhöhung der Abfluss- und Erosionsbereitschaft" festgestellt. Die Liftbetreiber wurden von der Sicht des Ministeriums überrascht. "Das wären ganz neue Erkenntnisse", sagte eine Sprecherin von Alpenplus dem BR. Dem Zusammenschluss gehören die Bergbahnen am Brauneck, Spitzingsee und Sudelfeld an. Der Präsident des Verbands Deutscher Seilbahnen und Chef der Oberstdorfer Nebelhornbahn, Peter Schöttl, nannte die Einschätzung "maßlos übertrieben". Man baue heute ganz anders als in der Vergangenheit. Zudem überwachten die Behörden jedes Projekt sehr genau.

© SZ vom 25.05.2016 / dpa, cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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