Umwelt:Böhmischer Enzian bis Österreichischer Gämswurz

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Die Biologin und Botanikerin Cornelia Straubinger leitet das Projekt "Flora des Böhmerwalds" auf bayerischer Seite. (Foto: Christoph Heibl/Nationalpark Bayerischer Wald/oh)

In einem grenzüberschreitenden Projekt wird erstmals die vielfältige Flora des Böhmerwalds wissenschaftlich erfasst

Von Christian Sebald, München

Der Böhmische Enzian ist eine krautige, 35 bis 40 Zentimeter hohe Pflanze mit trichterförmigen, rötlich-violetten Blüten. Wie ihr Name sagt, kommt sie nur im Böhmerwald vor, also im Grenzgebiet zwischen Bayern, Österreich und Tschechien. Dort wächst der Böhmische Enzian auf mageren Wiesen. Einst war er weit verbreitet. Wegen der Intensivierung der Landwirtschaft ist er aber seit längerer Zeit extrem selten geworden. Man findet ihn nur noch an wenigen Standorten, hauptsächlich in Tschechien. Auf bayerischer Seite galt er sogar lange Jahre als verschwunden. Erst 1988 ist er wieder entdeckt worden. Sowohl in Bayern, als auch in Österreich und in Tschechien werden die wenigen Vorkommen denn auch sehr sorgfältig gehegt und gepflegt.

Der Böhmische Enzian ist nur ein Beispiel für den Reichtum der Flora im Böhmerwald, die vom Großen Arber weit hinein in das österreichische Mühlviertel reicht und natürlich auch die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava umfasst. Umso erstaunlicher ist es, dass nun erstmals sämtliche Pflanzenarten der Region erfasst werden sollen. Der Name des grenzüberschreitenden Projekts lautet "Flora des Böhmerwalds", auf bayerischer Seite wird es von Cornelia Straubinger vom Nationalpark Bayerischer Wald koordiniert. Mit dabei sind auch der Nationalpark Šumava, die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und die Botaniker der Südböhmischen Universität in České Budějovice (Budweis). "Unser Ziel ist es, die Pflanzen des Böhmerwalds grenzüberschreitend mit den gleichen Methoden zu erfassen", sagt die Biologin. Dazu müssen nicht nur riesige Datenmengen zusammengeführt werden, die in bayerischen und tschechischen Forschungsstätten bereits vorhanden sind. Sondern auch zahlreiche neue Kartierungen gemacht werden.

Die Flora des Böhmerwalds ist sehr vielfältig. Die Berg-Soldanelle mit ihren fein gefransten blauvioletten Blütenglocken, die auf moosigen, nährstoffarmen Böden gedeiht, kommt nirgends in Deutschland so häufig vor wie dort. Auch der Österreichische Gämswurz hat dort seinen Verbreitungsschwerpunkt. Die krautige Pflanze mit ihren feingliedrigen gelben Blüten wird bis zu 1,50 Meter hoch. Eine weitere Besonderheit sind die vielen Farne und Bärlappe. Auch die letzten Vorkommen der Vielteiligen Mondraute, die zwei bis maximal vier Blätter im Jahr hervorbringt, liegen hier. Das Projekt selbst vollzieht sich gleichsam vor den Augen der Öffentlichkeit. Auf der Internet-Plattform florasilvaegabretae.eu kann man seine Fortschritte beobachten. Noch ist sie nur auf Tschechisch verfügbar, demnächst wird sie es auch auf Deutsch sein. Und dann werden auf ihr schrittweise Verbreitungskarten und Informationen über die Flora des Böhmerwalds publiziert.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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