Umwelt:Bankrotterklärung im Naturschutz

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Grünen fordern von Staatsregierung mehr Unterstützung für Forschung

Vom Einzeller im Erdreich über den kapitalen Rothirsch bis zur mächtigen Eiche: In Bayern sind 80 000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten heimisch. "Von 70 Prozent weiß man praktisch nichts, nicht einmal, wie verbreitet sie sind, ob sie gefährdet oder womöglich ausgestorben sind", sagt der Grünen-Politiker und Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag, Christian Magerl. "Das ist die Bankrotterklärung der Staatsregierung im Naturschutz." Magerls Forderung: Der Freistaat muss endlich die Forschung im Naturschutz verstärken. "Außerdem muss er ernst machen mit seinen Bekenntnissen zum Erhalt der Artenvielfalt", sagt Magerl. Ein neuer Nationalpark, wie von Ministerpräsident Horst Seehofer versprochen, genüge nicht. "Wir brauchen dringend mehr Naturschutzgebiete", sagt Magerl

Die Naturschutz-Bilanz der Staatsregierung fällt tatsächlich dürftig aus. Das zeigen ihre Antworten auf zahlreiche einschlägige Anfragen der Landtagsgrünen. 2016 etwa stellte der Bund für Verkehrsprojekte im Freistaat die Rekordsumme von 3,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Staatsregierung wiederum bringt in ihrem Haushalt seit Jahren nicht die 1,8 Millionen Euro für die längst überfällige Fortschreibung des bayerischen Arten- und Biotoschutzprogramms (ABSP) zusammen. "Das ABSP war einst ein Leuchtturm des Naturschutzes", sagt Magerl. "Jetzt wird es kaputtgespart." Ähnliches gelte für die Aktualisierung der Roten Listen für heimische Tier- und Pflanzenarten. Bis auf Ausnahmen stammen sie alle von 2003 - "und damit komplett überholt", wie Magerl sagt. Dabei sind sie aus seiner Sicht wichtiger denn je. Denn draußen im Land schreitet der Raubbau an der Natur unvermindert fort. Es ist noch gar nicht so lange her, dass es zum Beispiel im oberbayerischen Paartal noch 558 Hektar sogenannte Flachland-Mähwiesen gab. Das sind besonders blumenreiche Wiesen, wie sie Bienen und alle möglichen anderen Insekten lieben. Laut aktueller Statistik sind davon keine 20 Hektar mehr übrig. "Und das Paartal ist überall", sagt Magerl. "Wenig verwunderlich, dass wir so dramatische Verluste in der Tier- und Pflanzenwelt erleben."

© SZ vom 30.08.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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