Treffen mit Staatssekretär:Drittes Gleis statt Neubau

Lesezeit: 2 min

Bahnstrecke Augsburg - Neu-Ulm wird wohl aufgerüstet

Von Stefan Mayr, Augsburg

Seit 20 Jahren wird über einen Ausbau der Bahnstrecke Augsburg -Neu-Ulm diskutiert, ohne dass es große Fortschritte oder gar eine Planung gegeben hätte. Doch seit Freitag sind die Bürgermeister, Landräte und Abgeordneten ihrem Ziel so nah wie noch nie. Zudem kristallisiert sich sehr deutlich heraus, welche der möglichen Varianten umgesetzt wird: Die Neubautrasse parallel zur Autobahn A 8 über Burgau ist wohl vom Tisch, stattdessen wird die schon bestehende Strecke ausgebaut und mit einem zusätzlichen dritten Gleis versehen.

Am Freitag trafen sich etwa 40 Politiker aus Schwaben mit dem Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums, Michael Odenwald, in Neusäß bei Augsburg. Ziel der Versammlung: Die Schwaben wollten dem Gesandten aus Berlin deutlich machen, dass sie gemeinsam die billigere und vermeintlich schneller umsetzbare Variante bevorzugen - und dass sie "jetzt endlich Taten sehen wollen", wie es der Günzburger Landtagsabgeordnete Hans Reichhart (CSU) ausdrückte.

Die Aktion ist vollauf gelungen, wenn man die Aussagen des Staatssekretärs Odenwald hört. "Ich bin sehr beeindruckt, dass die Region geschlossen hinter dem Ausbau der bestehenden Gleise steht", sagte Odenwald nach dem mehrstündigen Gespräch, bei dem auch Vertreter der Deutschen Bahn anwesend waren. Er werde diese Botschaft mit nach Berlin nehmen. Das Verkehrsministerium prüft derzeit zwar noch, welche der beiden Varianten (Neubau oder Ausbau) wirtschaftlicher ist, und diesem Gutachten wollte Odenwald nicht vorgreifen. Am Rande des Treffens machte er im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung aber mehr oder weniger unmissverständlich klar, wohin die Reise gehen wird: "Die Lebenserfahrung zeigt, dass Projekte gegen den Wider-stand der Region nicht durchgesetzt werden können." Das kann als eindeutiges Votum für das sogenannte "Dritte Gleis" gewertet werden. Jedenfalls zeigte sich der Nördlinger Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange "sehr zufrieden" mit dem Verlauf des Gesprächs. "Der Wettbewerb um die Finanzierung ist bundesweit enorm", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Berliner Unions-Fraktion, "wir haben nur dann eine Chance, wenn wir mit einer Stimme sprechen."

Derzeit kämpfen die verschiedenen Regionen darum, ihr Projekt im Bundesverkehrswegeplan unterzubringen. Aufgrund dieses Planes entscheidet der Bundestag voraussichtlich Ende 2016, welche Bahntrassen gebaut werden - und welche nicht. Mit ihrem Votum für die "dritten Gleise" geben sich die schwäbischen Politiker quasi mit dem Spatz in der Hand zufrieden. Ihre Befürchtung ist: Falls die ungleich teurere Neubau-Trasse in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird, könnte die Region am Ende ganz leer ausgehen, weil das Geld für die große Lösung nicht vorhanden ist.

Der Abschnitt Augsburg - Neu-Ulm gehört zur künftigen transeuropäischen Schnellbahn-Achse Paris - Budapest. Diese wird durchgängig mit Tempo 200 oder mehr befahren. Nur in Bayern droht ein Flaschenhals, bei dem die Züge auf 120 herunterbremsen müssen. Diese Blöße will sich der Bund offenbar nicht geben. "Es ist klar", betonte Staatssekretär Michael Odenwald am Freitag, "wir brauchen den Ausbau der Strecke Stuttgart - Neu-Ulm."

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: