Tochter berichtet:Nürnberg hofft auf Besuch von Soltani

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Nach sieben Jahren Haft im Iran ist Menschenrechtspreisträger frei

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Nach der Freilassung des Menschrechtsaktivisten und Nürnberger Menschrechtspreisträgers Abdolfattah Soltani aus iranischer Gefängnishaft hofft seine Tochter Maede Soltani, dass ihr Vater nach Nürnberg kommen kann. Zwar habe ihr Vater keinen Reisepass und dürfe Iran derzeit nicht verlassen. Allerdings sei vieles im Heimatland ihres Vater "willkürlich", sagte Soltani der SZ. Insofern sei die Hoffnung der Stadt Nürnberg, dass der ehemalige Anwalt Soltani alsbald von Teheran nach Nürnberg ausreisen kann, "nicht unrealistisch". Abdolfattah Soltani, 65, war am Mittwoch nach sieben Jahren Haft entlassen worden. Er war 2011 zu insgesamt 13 Jahren Gefängnishaft verurteilt worden. Dass zwei Jahre davon mit der geplanten Annahme des Nürnberger Menschenrechtspreises 2009 begründet worden waren, hatte in Nürnberg Bestürzung ausgelöst. Soltani hatte den Preis zwar nicht in Nürnberg entgegen nehmen dürfen. Für eine Verurteilung hatte aber offenbar allein sein Wille, dies zu tun, ausgereicht. Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren immer wieder seine Freilassung gefordert.

Seine in Nürnberg lebende Tochter Maede Soltani dankte "allen, die sich immer wieder für meinen Vater eingesetzt haben". Die Aktivitäten der Nürnberger Bevölkerung, die unermüdlich an das Schicksal Soltanis erinnert hätten, zahlreicher Politiker über die Parteigrenzen hinweg und des Nürnberger Menscherechtsbüros hätten sie "tief bewegt und gerührt". Die Freude über die Freilassung ihres Vaters sei allerdings nicht ungetrübt. So habe die Haft ihren Vater schwer gezeichnet. Und erst vor drei Monaten ist die 27 Jahre alte Schwester von Maede Soltani an Herzversagen gestorben. Dass sie die Freilassung ihres Vaters nicht mehr mitbekommen habe, mache sie sehr traurig, sagte Maede Soltani.

Anlass zur Sorge gebe es auch nach der Freilassung ihres Vaters. Diese ist an Einschränkungen geknüpft. So darf Soltani weiterhin nicht als Anwalt arbeiten und steht für fünf Jahre unter Bewährung, darf in der Zeit also wohl auch nicht das Regime kritisieren. Elf Jahre der insgesamt 13-jährigen Haftstrafe waren Soltani 2011 für die Gründung eines Menschenrechtszentrums sowie "Aktivitäten gegen den Staat" aufgebürdet worden. Nürnbergers Oberbürgermeister Ulrich Maly hofft, Soltani bald in Nürnberg begrüßen zu dürfen. Dann könnte er auch den Menschenrechtspreis von 2009 im Empfang nehmen. Damals war ihm am Flughafen in Teheran der Pass entzogen worden.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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