Stillgelegte Bahnstrecke in Viechtach:Einsteigen, bitte!

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  • Die Bahnstrecke von Viechtach nach Gotteszell soll in einem zweijährigen Probebetrieb reaktiviert werden.
  • Beim Bürgerentscheid im Landkreis Regen wurde das nötige Quorum verfehlt.
  • Im Herbst 2016 soll der Probebetrieb starten.

Von Wolfgang Wittl, Viechtach

Am Ende fiel das Ergebnis klarer aus als erhofft oder befürchtet, je nach Sichtweise: 63,9 Prozent der abgegebenen Stimmen im Landkreis Regen stimmten am Sonntag für die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Gotteszell und Viechtach in einem zweijährigen Probebetrieb. Fast zwei Drittel also - zumindest von jenen, die sich überhaupt am Bürgerentscheid beteiligten. Nur 20,9 Prozent der Wähler waren zur Abstimmung gegangen. So sehr das Thema in den betroffenen Gemeinden polarisierte, so wenig beeindruckte es offenbar im restlichen Landkreis. Mit einer Zustimmung von weniger als 15 Prozent erreichte die Gesamtzahl der Befürworter nicht mal das erforderliche Quorum.

Darauf wollten sich jedoch nicht einmal die unterlegenen Gegner einlassen. Schon vorher war man überein gekommen, das Ergebnis unabhängig von der Beteiligung zu akzeptieren. Während also bei den Bahnfreunden die Sektkorken knallten, war bei den Skeptikern Ursachenforschung angesagt. Die Teisnacher Bürgermeisterin Rita Röhrl, die am meisten Widerstand gegen das Projekt geleistet hatte, verwies darauf, dass die Mehrheit der Anliegergemeinden sich gegen die Reaktivierung der 24,8 Kilometer langen Bahnstrecke aussprach. Darunter auch Zachenberg, die Heimat von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, der sich für die Wiederherstellung der Strecke besonders einsetzt.

In Viechtach hingegen fiel die Zustimmung mit rund 2500 zu 400 Stimmen überdeutlich aus. Bürgermeister Franz Wittmann war trotzdem froh, dass es diese Stimmen gar nicht mehr gebraucht hätte. "Es ist gut, dass wir nicht dass Zünglein an der Waage waren", sagte er. Sondern dass die Mehrheit auch ohne den mutmaßlich größten Gewinner dieser Abstimmung zustande kam.

Debatte wurde teils mit "blankem Hass" geführt

Vor rund einem Jahr schon hatte Innenminister Joachim Herrmann grünes Licht für die vor gut 20 Jahren für den Personenverkehr eingestellte Strecke gegeben. Dass die Debatte dennoch so ausuferte und teils mit "blankem Hass" geführt wurde, wie Landrat Michael Adam sagte, hat vor allem mit dem Schulverkehr zu tun. Eltern befürchten enorme Nachteile für ihre Kinder, die den Weg zu den weiterführenden Schulen in Viechtach künftig möglicherweise im Zug antreten müssen.

Im Herbst 2016 soll der Probebetrieb starten. Bis dahin sollen die dringlichsten Fragen geklärt sein. Röhrl etwa sieht den Landrat gefordert, dass den Schülern keine Nachteile entstünden. Auch Wittmann plädiert dafür, die Schülerbeförderung verträglich zu gestalten. "Wir müssen die Emotionen rausbekommen", sagt er.

Vier Millionen Euro zahlt der Freistaat jährlich, etwa 1500 Personen müssen den Zug täglich nutzen, damit der zweijährige Probebetrieb ein Erfolg wird. Eine hohe Hürde, findet auch Röhrl, die sich allerdings nicht an einzelne Zahlen klammern will. Ihr ist es wichtiger zu sehen, welche Entwicklung das Fahrgastaufkommen in dieser Testphase nimmt. Wittmann schwebt bereits ein Kombi-Ticket für Bus und Bahn vor, um die Akzeptanz zu steigern. Diesen Mittwoch wird es ein erstes Treffen geben, um die Pläne voranzutreiben. Manche, die sich bislang beharkt haben, werden dann an einem Tisch sitzen.

© SZ vom 10.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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