Standortsuche:Ostbayern ist besorgt über Atommüll-Endlager

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Im Bayerischen Wald geht die Furcht um, die Region könnte erneut als Standort für ein Atommüll-Endlager in Betracht kommen. Der Grund ist, dass die Endlagerkommission des Bundestags ein unterirdisches Endlager in Granitgestein ausdrücklich für möglich hält, wie es in Ostbayern vom Bayerischen Wald bis ins Fichtelgebirge vorkommt. Eigentlich halten viele Experten Granit für eher wenig geeignet für ein Endlager. Der Grund: Anders als Salz ist Granit zerklüftet und setzt sich nicht so, dass er den Atommüll bald nach der Einlagerung umschließen würde. Deshalb müssten die Abfälle zusätzlich in Sicherheitsbehältern aufbewahrt werden. Dennoch hat die Endlagerkommission entschieden, dass auch mächtige Granitstöcke zumindest untersucht werden sollen, ob sie sich als Endlager eignen.

Im Bayerischen Wald reagieren sie darauf sehr verärgert. "Das Auswahlverfahren läuft sicher nicht nach sachlichen Kriterien", sagt zum Beispiel Martin Behringer, der Bürgermeister von Thurmansbang im Landkreis Freyung-Grafenau, "sondern nach politischen." So wie sich der Bund seinerzeit ja auch nicht nach fachlichen Gesichtspunkten für Gorleben als Endlager entschieden habe, sondern einen politischen Beschluss gefällt habe. "Die Bedenken vieler Geologen gegen den Salzstock wurden außer Acht gelassen", sagt Behringer. "Deshalb muss man sich sehr frühzeitig wehren." Er will die ganze Region mobilisieren, als erstes plant er eine Resolution.

In ihrer Furcht vertrauen die Ostbayern auch nicht auf die Versprechen der Staatsregierung, der ostbayerische Granit sei als Endlager nicht geeignet. Zuletzt hatte es Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) in einem Sondervotum an die Endlagerkommission erneuert. "Zerklüfteter Granit als Wirtsgestein für ein Endlager kommt nicht in Betracht", erklärte sie kategorisch, so wie das auch ihre Amtsvorgänger stets beteuert hatten. "Er bietet die notwendige geologische Barriere-Wirkung nicht." Prompt wurde Scharf dafür von den Grünen attackiert. "Ob die Gesteine in Bayern wie auch in allen anderen Bundesländern geeignet sind oder nicht, soll von Experten und nicht in der CSU-Zentrale entschieden werden", sagte Grünen-Landeschef Eike Hallitzky. Bürgermeister Behringer dagegen kündigt ein "zweites Wackersdorf" an für den Fall, dass der Bayerische Wald doch in die engere Auswahl kommt.

© SZ vom 06.07.2016 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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