Sozialpolitik:Schreyers Vorstoß gegen die Einsamkeit

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Von Dietrich Mittler, München

Die Probleme vereinsamter Menschen sollen stärker in den Fokus der bayerischen Sozialpolitik rücken. Am Mittwoch kündigte Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) entsprechende Schritte an. "Es ist zu kurz gesprungen, sich nur um die finanzielle Armut zu kümmern, wir haben auch eine seelische und eine soziale Armut", betonte Schreyer in einer programmatischen Rede zur Familien- und Sozialpolitik. Bis Ende dieses Jahres solle eine entsprechende Studie vorliegen, hieß es nach der Veranstaltung in München. Bereits vorliegende Zahlen aus einer Umfrage sind alarmierend. Nach Schreyers Angaben haben demnach 31 Prozent der Befragten im Alter von 25 bis 34 Jahren - alle leben ohne festen Partner - angegeben, sich einsam zu fühlen. Bei den 16- bis 24-Jährigen würden sich sogar 40 Prozent "oft einsam" oder "sehr oft einsam" fühlen. Einsamkeit mache also nicht, wie oft vermutet, nur alten Menschen zu schaffen.

"Diese Problematik wird aus meiner Sicht eines der ganz großen Zukunftsthemen", sagte die Ministerin, "und da hilft auch kein einstimmiger Landtagsbeschluss, das abzustellen." Letztlich sei jeder einzelne gefordert, in seinem Umfeld aktiv zu werden: zu schauen, wie es den Nachbarn von nebenan gehe. Oder nachzuforschen, warum sich alte Freunde schon so lange nicht mehr gemeldet haben.

Allerdings reicht das Thema aus Schreyers Sicht weit über den persönlichen Bereich hinaus. Nicht umsonst sollen sich deshalb auf der kommenden ConSozial, der größten Sozialmesse im deutschsprachigen Raum, "gut 25 Prozent aller Vorträge mit dem Thema Einsamkeit befassen", wie ein Sprecher des Sozialministeriums auf Nachfrage erklärte. Bereits im Eröffnungsvortrag werde der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen seinen Teil dazu leisten. "Keiner kann sich selber kitzeln!", ist sein Beitrag überschrieben.

Geplant ist unter anderem auch ein Fachforum, mit welchen Strategien die Kommunen - also insbesondere die Städte und Gemeinden - gegen oftmals versteckte Einsamkeit vorgehen können. Aus Sicht der Landesseniorenvertretung Bayern ist dies ein längst fälliger Ansatz. Deren Vorsitzender Franz Wölfl erklärte bereits im April dieses Jahres: "Das ist Teil der Daseinsvorsorge, und da sind auch die Kommen gefordert."

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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