Sexuelle Gewalt verhindern:Hilfsprojekt für pädophile Männer

Um zu verhindern, dass sich Männer mit pädophilen Neigungen eines Tages doch an Kindern sexuell vergehen, fördert der Freistaat das Projekt "Kein Täter werden" im aktuellen Doppelhaushalt mit 520 000 Euro im Jahr. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dies gut angelegtes Geld ist", sagte Justizminister Winfried Bausback am Freitag. Das seit nunmehr sieben Jahren laufende Projekt richtet sich mit seinen Kontakt-, Beratungs- und Therapiestellen in Regensburg und Bamberg an Männer, die sexuelle Neigungen zu Kindern bei sich feststellen, aber keinesfalls Sexualstraftaten verüben wollen. Sie können sich dank des Projekts anonym an Therapeuten wenden und so verhindern, dass womöglich doch noch Schlimmes passiert, wozu auch der Konsum kinderpornografischer Machwerke zählt. Inzwischen hätten bereits 50 Personen eine Therapie abgeschlossen.

"Für mich ist das die Idealform des Opferschutzes", sagte Bausback. Die vorliegenden Zahlen seien ein Beleg dafür, dass sich Präventionsarbeit lohne. Demnach haben am Standort Regensburg seit seiner Eröffnung deutlich mehr als 250 Personen eine klinische Diagnostik erhalten, um zu ergründen, wann sich ihre sexuelle Fehlorientierung entwickelt hat und was sich dagegen tun lässt. Mehr als 150 Betroffenen sei ein konkretes Therapieangebot unterbreitet worden, für das etliche auch lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Am seit September 2015 bestehenden Standort Bamberg hätten sich bereits 19 Betroffene untersuchen lassen. Diesen Menschen gebühre Respekt, sagte Bausback. Sie hätten die Kraft aufgebracht, sich selbst "aus dem Dunkelfeld zu lösen". Neuerdings richtet sich das Hilfsprojekt auch an jene, die im medizinischen Sinne nicht pädophil sind, dennoch aber - als Ersatzhandlung - zu Sexualstraftaten gegen Kinder neigen.

© SZ vom 12.08.2017 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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