Seehofer in China:Von Hausdrachen und Konkubinen

Lesezeit: 2 min

Besuch in der Verbotenen Stadt: Was Karin Seehofer von Hausdrachen hält und worauf ihr Mann schmallippig reagiert.

Annette Ramelsberger, Peking. Mit Bildern

Man muss sich die Kultur und die Sehenswürdigkeiten seines Gastlandes schon ansehen - allein dafür, dass man bei seinen Gastgebern darüber schwärmen kann. Denn wer in Bayern kein Bier probiert und keinen Berg gesehen hat, der gilt als Ignorant. Genauso ist es bei der Großen Mauer und der Verbotenen Stadt in China.

Ministerpräsident auf Reisen: Horst Seehofer besucht die Verbotene Stadt. (Foto: Foto: dpa)

Dass er ignorant sei, das will sich Ministerpräsident Horst Seehofer natürlich nicht nachsagen lassen bei seinem Besuch in Peking. So versprach er dem chinesischen Außenminister, sofort nach dem Treffen mit ihm in die Verbotene Stadt zu eilen, den früheren Kaiserpalast.

Seehofer fand dort Anregungen nicht nur für die Gespräche mit chinesischen Regierungsvertretern, sondern auch mit seiner Frau. Die begleitete ihn und ließ sich von der Fremdenführerin erklären, dass hier auf jedem Haus ein Drache sitze - das Sinnbild für Macht.

"Ein weiblicher oder ein männlicher Drache?", fragte Seehofer. Die Fremdenführerin musste ihn enttäuschen: Drache sei in China neutral, nur mächtig. Seehofer blickte ein wenig enttäuscht. Nur seine Frau war zufrieden. "Es ist gar nicht so schlecht, wenn ein Drache im Haus ist", sagte sie vieldeutig.

Dann ging es weiter. Durch das Tor der (ganz normalen) Harmonie bis zur Halle der höchsten Harmonie. Diese höchste Form der Ausgeglichenheit werde in China dadurch garantiert, dass alle Macht in einer Hand sei, erklärte die Fremdenführerin. In China bedeute Zentralismus Frieden - und Frieden sorge für Harmonie.

Seehofer zeigte sich gelehrig: "Höchste Harmonie bedeutet also, dass alles in einer Hand sein muss", sagte er. Da sei der Föderalismus ja wohl nicht dafür geeignet. Und spottete auch noch in Richtung der schwarz-gelben Koalition in Berlin: "Wir müssen uns ein bisschen um Berlin kümmern - in Sachen Harmonie." Er selbst gilt dort nicht als großer Harmonisator.

Dann ging es weiter, am Palast der geistigen Vervollkommnung vorbei, über den Goldwasserfluss hinweg, bis zum Palast des ewigen Frühlings. Nur einen Bereich ließen Seehofers samt Anhang aus: die Wohnpaläste der Konkubinen. 3000 Geliebte hatten die chinesischen Kaiser zeitweise. "Lichtjahre" sei so etwas von seiner Vorstellung entfernt, sagte Seehofer schmallippig. Dann ging er schnell weiter.

Die deutsche Botschaft hatte ausdrücklich darum gebeten, die Paläste der Konkubinen bei der Führung zu umgehen. Man wollte dem Mann aus München nicht zu nahe treten. Karin Seehofer nahm die Konkubinen-Frage locker: "3000 Frauen - kein Wunder, dass die chinesischen Kaiser nicht alt geworden sind."

© SZ vom 28.4.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ministerpräsident Seehofer in China
:"Zehofu" in der Zukunft

Bayerns Ministerpräsident Seehofer gibt sich bei seinem China-Besuch begeistert. Die Gastgeber lehnen seine Einladung auf ein Bier in München aber ab - und richten eine heikle Bitte an Seehofer. In Bildern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: