Schulpolitik der SPD:Sofortmaßnahmen für den Nachwuchs

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Wenn es nach der bayerischen SPD geht, könnte sich schon im neuen Schuljahr an Bayerns Bildungsstätten einiges grundlegend verändern. (Foto: Caroline Seidel/dpa)

Die SPD stellt ihr "Sofortprogramm" für die Schulpolitik vor. Das bisherige Übertrittsverfahren von der Grundschule aufs Gymnasium sei nicht aussagekräftig und zudem eine extreme Belastung - das System soll abgeschafft werden. Auch bei der Ganztagsbetreuung stellt die SPD Forderungen.

Von Tina Baier

Um die Situation der 1,7 Millionen Schüler in Bayern zu verbessern, für die am Donnerstag kommender Woche die Schule wieder anfängt, hat die SPD ein Paket von "Sofortmaßnahmen" vorgeschlagen. Die meisten davon könnten nach Ansicht von Bildungssprecher Martin Güll noch im neuen Schuljahr greifen.

In der Grundschule wollen die Sozialdemokraten das Übertrittsverfahren in der vierten Klasse abschaffen und es den Eltern nach einer intensiven Beratung überlassen, ob sie ihr Kind auf ein Gymnasium, auf eine Real- oder auf eine Mittelschule schicken wollen. Derzeit entscheidet der Notenschnitt in den Fächern Deutsch, Mathematik und HSU (Heimat- und Sachunterricht) darüber, welche Schulart ein Kind besuchen darf. Kinder mit einem Schnitt von bis zu 2,33 gelten als "gymnasial geeignet", ein Schnitt von 2,66 berechtigt für die Realschule, wer schlechter abschneidet, kommt in die Mittelschule.

Dieses Verfahren, bei dem von September bis April in vielen "Lernzielkontrollen" die Noten der Kinder ermittelt werden, "belastet Schüler, Eltern und auch die Lehrer extrem", sagt Martin Güll, Bildungssprecher der SPD. Außerdem sei es nicht aussagekräftig. Im vergangenen Schuljahr wurde nämlich nach Informationen der SPD bayernweit 52 Prozent der Viertklässler die gymnasiale Eignung bescheinigt, aber nur 39,5 Prozent schrieben sich dann tatsächlich an einem Gymnasium ein.

Außerdem fordert die SPD einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer gebundenen Ganztagsschule. Nach Angaben aus dem Kultusministerium gibt es zwar im kommenden Schuljahr bereits an 83 Prozent aller staatlichen Gymnasien, Grund-, Mittel- und Realschulen eine Ganztagsbetreuung. Doch auf diese hohe Zahl kommt die Behörde nur mit Hilfe eines Tricks: unter anderem werden sämtliche von Eltern organisierte Mittagsbetreuungen dazugerechnet. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Form von Ganztagsschule, da die Kinder erstens oft nur bis 14 Uhr und zweitens oft nicht von pädagogisch geschultem Personal betreut werden. Wenn in der Statistik nur echte Ganztagsplätze berücksichtigt werden, liegt der Anteil der Ganztagsschüler in Bayern unter zehn Prozent.

Die Wahlfreiheit zwischen dem achtstufigen (G 8) und dem neunstufigen Gymnasium (G 9) könnte nach Ansicht der SPD realistischerweise erst zum Schuljahr 2014/15 eingeführt werden. Bis dahin soll ein "Gymnasialkonvent mit Entscheidungsbefugnis" ein neues G-9-Konzept entwickeln. Auf dem Land könnte nach Ansicht der SPD die Schließung zahlreicher bedrohter Mittelschulen verhindert werden, wenn sie sich zu Gemeinschaftsschulen umwandeln dürften. Dort würden bis zur zehnten Klasse nicht nur Mittelschüler, sondern auch Realschüler und Gymnasiasten unterrichtet. Das Kultusministerium lehnt diese Option bislang strikt ab.

© SZ vom 06.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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