Schrobenhausen:Brennenden Tanklastzug an Stadtrand gelenkt

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"Der Mann hat Mut beweisen", sagt ein Polizeisprecher über den nervenstarken Fahrer, der wohl eine Katastrophe mitten in der Stadt verhinderte.

Von Martin Moser, Schrobenhausen

Erst am Tag danach wird deutlich, welche Nervenstärke der Lastzugfahrer bewiesen hat, der am Montag im oberbayerischen Schrobenhausen offenbar eine Explosionskatastrophe verhindert hat. Der Mann steuerte seinen mit 35 000 Liter Kraftstoff beladenen Sattelzug mit brennenden Reifen durch bewohntes Gebiet an den nicht bevölkerten Stadtrand, wo ein Großaufgebot der Feuerwehr schließlich die Flammen löschte und die Explosionsgefahr bannte. "Der Mann hat durchaus Mut bewiesen", sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Der Lastzug aus dem Raum Memmingen war am Montag in einer Raffinerie nahe Schrobenhausen mit 25 000 Litern Diesel und 10 000 Litern Benzin befüllt worden. Auf der Fahrt zurück nach Schwaben, mitten in Schrobenhausen, bemerkte der 49-jährige Fahrer das Feuer im Rückspiegel an einem Reifen an einer hinteren Achse. Auslöser war vermutlich ein geplatzter Reifen. Der Mann versuchte zunächst den Brand zu löschen, Tanklaster haben dafür eine eigene Vorrichtung. Das gelang ihm jedoch nicht. Also setzte er sich wieder ins Führerhaus und wählte den Notruf. "Ich sitze in einem Tanklastzug, der brennt", habe der Fahrer gesagt und sich nach dem Weg aus der Kleinstadt heraus erkundigt, da er sich nicht auskannte, sagte der Polizeisprecher. Generell rate man davon ab, wieder in einen brennenden Tanklaster zu steigen. In diesem Fall jedoch versuchte der Polizeibeamte am anderen Ende der Notrufleitung den ortsunkundigen Fahrer möglichst schnell aus dem Stadtgebiet zu lotsen. Gleichzeitig wurden Rettungskräfte an den Stadtrand beordert.

Bei seiner Fahrt durch Schrobenhausen passierte der Mann unter anderem eine Tankstelle und einen größeren Supermarkt. Augenzeugen berichten von erschreckenden Bildern: Die Alufelgen des Lastwagens begannen bei der Hitze zu schmelzen. Aluminium sei auf die Straße getropft, Reifenteile umhergeflogen, und der Lastzug habe eine schwarze Spur durch die Stadt gezogen. So notiert es später die Schrobenhausener Feuerwehr in ihrem Einsatzbericht.

Der 49-jährige Fahrer behielt die Nerven und erreichte schließlich den Stadtrand von Schrobenhausen. Dort stellte er den Tanklaster in der Nähe eines Weizenfeldes ab und sprang aus dem Führerhaus, um sich in Sicherheit zu bringen. Als die Feuerwehr anrückte, stand das Gespann komplett in Flammen. Etwa 100 alarmierte Helfer der Feuerwehr versuchten, den Sattelzug unter anderem mit einem Wasserwerfer zu kühlen und den Brand zu löschen. Wegen des austretenden Benzins und Diesels gelang das aber kaum. Die Feuerwehr ließ zwei autonom betriebene Wasserwerfer herbeiholen, die ähnlich aussehen wie Rasensprenger, nur eine höhere Menge an Wasser durchleiten. Damit gelang es nach mehreren Stunden schließlich, das Feuer zu löschen.

Am Montagabend versuchten die Einsatzkräfte, den Tankinhalt in ein Spezialfahrzeug umzupumpen. Bei dem Einsatz wurde niemand verletzt. Die Höhe des Sachschadens am Fahrzeug sowie an dem verbrannten Getreidefeld war zunächst nicht bekannt.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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