Bayern-Ei-Eier bei Stichproben im Supermarkt entdeckt
In der Bayern-Ei-Affäre hat Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) die Öffentlichkeit falsch informiert. Bislang hatte sie behauptet, Eier der umstrittenen Firma Bayern-Ei würden nicht in bayerischen Supermärkten verkauft. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des BR-Politikmagazins "Kontrovers" ist diese Aussage jedoch nicht zutreffend. Dies bestätigte am Mittwochnachmittag auch ein Sprecher der Ministerin.
Zuvor hatten sowohl BR und SZ als auch der Verein "Soko Tierschutz" unabhängig voneinander bei Stichproben Bayern-Ei-Eier in mehreren Geschäften im Freistaat gefunden. So waren Eier der Firma unter anderem in Supermärkten in Reischach, Mühldorf und Marktl am Inn erhältlich. Auch in Augsburg führte ein Supermarkt noch vor kurzem Eier des Herstellers im Sortiment, der im vergangenen Sommer offenbar einen Salmonellenausbruch in mehreren Ländern ausgelöst hat.
Affäre um Bayern-Ei:"Dieser Skandal sollte vertuscht werden"
Im Streit um die Firma Bayern-Ei wirft die bayerische SPD Umweltministerin Scharf schwere Versäumnisse vor. Die allerdings kann keine Fehler der Behörden feststellen - und bekommt Unterstützung von ihrem Vorgänger.
Damit gerät die Argumentation des Verbraucherschutzministeriums in der Bayern-Ei-Affäre ins Wanken. So hatte ein Ministeriumssprecher SZ und BR am Montag mitgeteilt, im Sommer 2014 sei auch nach mehreren Salmonellenfunden bei Bayern-Ei die Öffentlichkeit insbesondere deshalb nicht gewarnt worden, "weil die Firma nur Käfigeier produziert, die bei uns im Einzelhandel nicht vertrieben werden".
Der Münchner Merkur hatte Scharf am Montag zudem mit den Worten zitiert: "Weil Käfigeier von den Verbrauchern nicht mehr nachgefragt wurden, sind sie bei uns nicht im Einzelhandel zu kaufen." Am Mittwochnachmittag teilte ihr Sprecher mit, die Aussage der Ministerin bedürfe "der Einschränkung und Präzisierung". Denn tatsächlich "waren und sind in Bayern auch Käfigeier erhältlich".
Bayern-Ei-Skandal:Chronologie des Versagens
In Europa brechen Salmonellen aus, die Spuren führen zur niederbayerischen Firma Bayern-Ei. Und was tun die Behörden? Sie sehen weg, verzögern, verharmlosen.
Die Aussagen eines Eier-Großhändlers deuten darauf hin, dass auch zur Zeit des europaweiten Salmonellenausbruchs im Sommer 2014 womöglich verseuchte Bayern-Ei-Eier an Endverbraucher im Freistaat verkauft wurden. Das bayerische Verbraucherschutzministerium hatte dies bislang bestritten. Der Großhändler belieferte bis vor wenigen Tagen Geschäfte im Freistaat mit Bayern-Ei-Eiern. Auf Anfrage teilte er mit, er habe auch im Sommer 2014 Einzelhändler in Bayern mit den Eiern des niederbayerischen Produzenten beliefert.
Die Tatsache, dass Bayern-Ei-Eier in bayerischen Supermärkten verkauft werden, sei eine "Schande" für Bayerns Verbraucherschutzministerin Scharf, kritisiert Friedrich Mülln vom Verein "Soko Tierschutz". Die Ministerin habe "die Öffentlichkeit entweder bewusst falsch informiert" oder aber sie habe "keine Ahnung" von den Verbreitungswegen der Eier in ihrem Zuständigkeitsbereich.
SPD-Verbraucherschutzexperte Florian von Brunn sprach von einer "weiteren Eskalation dieses Skandals". Er erwarte von Ministerin Scharf, dass sie sich dafür bei der bayerischen Öffentlichkeit entschuldigt und endlich aufklärt, statt abzuwiegeln". Rosi Steinberger, die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, forderte: "Sollte die Ministerin wissentlich die Unwahrheit gesagt haben, muss sie zurücktreten."