Rotes Kreuz:Das BRK rettet seine Spitze

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Landesgeschäftsstelle bekommt mehr Geld von Kreisverbänden

Von Dietrich Mittler, München

Die Landesgeschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) bleibt von drohenden Entlassungen und Personaleinsparungen verschont. Möglich wird dies einzig dadurch, dass die BRK-Landesversammlung in Schrobenhausen am Wochenende einer Umlageerhöhung zugestimmt hat - und das mit klarer Mehrheit. Die insgesamt 73 Rotkreuz-Kreisverbände werden folglich in den Geschäftsjahren 2016 und 2017 mehr Geld als bislang an die Spitze des Verbandes überweisen.

In den zurückliegenden Jahren wäre diese Entscheidung angesichts verbandsinterner Kämpfe um die Mittelverteilung noch undenkbar gewesen, beläuft sich doch die Verbandsumlage ohnehin schon auf mehr als sieben Millionen Euro pro Jahr. Die Delegierten stimmten in Schrobenhausen darüber hinaus gar einer Einmalzahlung in Höhe von 200 000 Euro zu. Dieses Geld soll wiederum dazu dienen, dem finanziell angeschlagenen BRK-Bezirksverband Unterfranken wieder auf die Beine zu helfen.

Entsprechend erleichtert zeigte sich BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk am Montag. Die Mitarbeiter in der Landesgeschäftsstelle kämen durch die zunehmende Belastung ohnehin mittlerweile an ihre Grenzen. "Es hätte die Falschen getroffen", sagte Stärk. Nach den Ursachen befragt, warum die Landesgeschäftsstelle sowie auch die Bezirksgeschäftsstellen ihren Haushalt nicht mehr ausgleichen konnten, antwortete der BRK-Geschäftsführer: "Vor allem aufgrund der Tariferhöhungen." Daher sei die jetzt beschlossene Umlageerhöhung in Höhe von 2,5 Prozent unumgänglich gewesen. "Leistungskürzungen und Entlassungen sind damit vom Tisch", sagte Stärk. Zwar kämen auf die Kreisverbände je nach Wirtschaftskraft nun zusätzliche Ausgaben von bis zu 4500 Euro pro Jahr zu, aber letztlich würden auch sie profitieren. "Wir hätten im Bereich des Strategischen Einkaufs Entlassungen vornehmen müssen", betonte Stärk. Aber durch den gebündelten Materialeinkauf spare das BRK am Ende ja auch reichlich Geld.

Trotz der nun beschlossenen Umlageerhöhung wird die Landesgeschäftsstelle 2016 aber noch einen "leicht negativen Betrag" erwirtschaften. Dies zeigen die neuesten Berechnungen. "Wahrscheinlich werden wir erst von 2017 an mit den zusätzlichen 2,5 Prozent über die Runden kommen", sagte Stärk.

BRK-Präsident Theo Zellner hatte kurz vor der Abstimmung in Schrobenhausen all seine Autorität in die Waagschale geworfen, um auch die Delegierten aus den Kreisverbänden ins Boot zu holen. Diese Umlageerhöhung habe nichts damit zu tun, jene Altlasten - sprich Defizite - der Landesgeschäftsstelle abzubauen, die in der Folge der BRK-Schmiergeldaffäre seit 1999 zu Tage getreten waren. Als hoch verschuldet erwies sich dabei insbesondere die Verbandsspitze mit gut 130 Millionen Euro Defizit. Zellners Botschaft bezüglich Altlasten fällt nun indes positiv aus: "Die Sanierung läuft planmäßig, die Verschuldung ist weitgehend abgebaut."

Ganz anders sah es da noch 2009 auf der Landesversammlung in Pfaffenhofen an der Ilm aus. Da nämlich wurde der Landesgeschäftsstelle ultimativ der Auftrag erteilt, ihre Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. Allerdings ging der Verband 2009 auch Schritte, die bis dato absolut tabu waren. So wurde etwa beschlossen, dass die BRK-Tochtergesellschaften bis 2020 insgesamt 15,5 Millionen Euro beizusteuern haben, um die Kosten der Landesgeschäftsstelle in München sowie jene der fünf Bezirksgeschäftsstellen decken zu können.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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