Rosenheim:Kathrein-Übernahme macht Hoffnung

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In Rosenheim werden weiterhin Antennen entwickelt - der sich abzeichnende Boom bei 5G dürfte das Geschäft beflügeln. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach dem Verkauf von Unternehmensteilen an Ericsson erwarten sich Politiker eine Sicherung der Arbeitsplätze

Von Johann Osel, Rosenheim

Die Meldung des Rosenheimer Familienunternehmens Kathrein, das Kerngeschäft an den schwedischen Konzern Ericsson zu verkaufen, wird in der Region durchaus mit Optimismus aufgenommen. Wie der kriselnde Spezialist für Kommunikationstechnik am Montag mitteilte, veräußert er den Bereich Mobilfunkantennen und Filter an die Schweden, die man bereits mit der Antennentechnik beliefere. Im dritten Quartal soll er bei Ericsson "eingegliedert" werden. Für die 1000 Kathrein-Mitarbeiter in Rosenheim ändere sich quasi nur der Name des Arbeitgebers, hieß es. Bei Kathrein selbst verbleiben in Restsparten 350 Mitarbeiter weltweit, die Hälfte davon in Rosenheim. Welche Pläne die Schweden mit Sparte und Standort genau haben, blieb offen. Unabhängig davon läuft bei Kathrein noch ein Sparprogramm, durch das Hunderte Stellen gestrichen wurden.

Bei der Stadt Rosenheim geht man davon aus, dass der Standort erhalten bleibt. Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl sagte im Bayerischen Rundfunk, der Verkauf sei unter den gegebenen Rahmenbedingungen die bestmögliche Option, um auf dem schwierigen Markt zu bestehen. Es sei zwar schade, dass der Schritt im Jubiläumsjahr erfolge, aber Nostalgie nütze nichts: "Wir haben uns den Realitäten auf den Märkten zu stellen." Kathrein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Geführt wird die Firma in dritter Generation vom Ingenieur Anton Kathrein. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters 2012 im Alter von 28 Jahren. Danach lief eine Sanierung an. Nach dem Ericsson-Deal bleibt das Geschäft mit Satelliten- und Rundfunksenderantennen. Andere Sparten wurden schon abgegeben.

Einen "wegweisenden Schritt" nennt Jochen Hafner von der IG Metall Rosenheim den Verkauf. Mit Blick auf Soft- und Hardware kämen da "zwei zusammen, die sich brauchen", das sei ein "kluger Schachzug". Auch wenn der Gewerkschafter schon massiven Stellenabbau begleiten musste - die Zukunft der 1000 Menschen in Rosenheim sei wohl "in trockenen Tüchern", Ericsson habe ein Interesse am Knowhow. Zwar werde es beim Übergang sicher Verhandlungen geben müssen, etwa zur Tarifbindung; allerdings nicht solche "Diskussionen, die man kennt, wenn Chinesen deutsche Firmen kaufen". In Rosenheim waren zuletzt schon allerlei Gerüchte über Ericsson aufgekeimt, mehr noch aber Ängste über den chinesischen Huawei-Konzern.

Der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (CSU) will den Verkauf "nicht zu negativ" sehen, "man macht sich stabil". Als "Ideenschmiede" werde Rosenheim gebraucht, unter anderem mit Technischer Hochschule und Gründerszene sei man "hochattraktiv". Wenn man bei Ericsson klug sei, werde das genutzt. Der Rosenheimer AfD-Abgeordnete Franz Bergmüller, wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion, meint: Wichtig sei ihm, dass das Technikwissen und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Man müsse aber grundsätzliche Überlegungen zur Sicherung der mittelständisch geprägten Wirtschaft anstellen. Dazu gehört in seinen Augen ein Staatsfond, um notleidende Betriebe vorübergehend vor dem Zugriff internationaler Investoren oder "Heuschrecken" zu schützen. Die "europäische Lösung" mit Ericsson begrüße er. In Kathrein-Kreisen hieß es, der Verkauf der Hauptsparte sei keineswegs gleichbedeutend mit weiteren Restrukturierungen; im Grunde sei so auch eine Weiterentwicklung des Standorts Rosenheim denkbar.

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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