Prügelvorwürfe:Um Bischof Mixa wird es einsam

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"Seine Autorität ist völlig dahin": Seit ehemalige Heimkinder Walter Mixa beschuldigen, sie mit Faust und Stock geschlagen zu haben, verliert der Bischof zusehends an Rückhalt. Zwei namhafte Bischöfe und immer mehr Pfarrer fordern Mixa auf, Konsequenzen zu ziehen.

Stefan Mayr und Andreas Roß

Am kommenden Sonntag wird der Augsburger Bischof Walter Mixa 69 Jahre alt. Man kann getrost davon ausgehen, dass dieser persönliche Festtag dem Oberhirten wenig Anlass zum Feiern bieten wird.

Um den erzkonservativen Augsburger Bischof Mixa wird es einsam - Priester und Bischofskollegen fordern Konsequenzen. (Foto: Foto: ddp, Bearbeitung: sueddeutsche.de)

Denn um den Bischof, der im Verdacht steht, als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geschlagen und Gelder aus einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet zu haben, wird es immer einsamer.

Bislang hatte Mixa noch alle Forderungen aus der Öffentlichkeit ignoriert, er möge bis zur Klärung der Vorwürfe doch sein Amt ruhen lassen. Doch nun haben nicht nur zwei namhafte Bischofskollegen, sondern auch etliche Pfarrer aus dem Bistum ihr Schweigen gebrochen und den Oberhirten öffentlich aufgefordert, Konsequenzen zu ziehen.

Auch die Entschuldigung, die Mixa vor dem Priesterrat des Bistums ausgesprochen hat, ändert nichts daran, dass die Lage für den Bischof schwierig ist - und ausgerechnet in dieser Situation soll er beim Festakt des Augsburger Diözesanrates am Samstag den Gottesdienst zelebrieren.

Klar Position bezogen haben mittlerweile etliche Priester aus der Diözese: "Eine sofortige Ruhepause wäre ein erster Schritt - wenn danach der Rücktritt folgt", sagt Hans Fischer, der Pfarrer von Diedorf.

"Der Herr Bischof hat seine Glaubwürdigkeit verloren, und zwar unabhängig davon, wann er zurückkommt." Die Affäre ziehe sich "schon viel zu lange hin", und jeden weiteren Tag, den Mixa im Amt bleibe, "richtet er Schaden für die Diözese und die katholische Kirche an".

Fischer fordert auch den Medienberater des Bischofs, Dirk Hermann Voß, zum Rücktritt auf: "Das ist der falsche Mann am falschen Platz." Auch andere Pfarrer finden klare Worte. So las der Gersthofer Pfarrer Ralf Gössl, der bislang als enger Freund von Mixa galt, vor seinen Gottesdiensten eine Erklärung vor, die deutlicher nicht hätte sein können.

"Dass ein Bischof seine Diözese und die gesamte Öffentlichkeit belügt, das ist unannehmbar. Es ist unannehmbar im Hinblick auf jene Kinder, denen Gewalt angetan wurde - denn auch Ohrfeigen sind eine Form von Gewalt -, und es ist unannehmbar im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit unserer Kirche. Alle Versuche, die zurzeit von manchen unternommen werden, dies schönzureden, sind unangebracht."

Seit vor 21 Tagen mehrere ehemalige Kinder aus dem Kinderheim Schrobenhausen den Bischof beschuldigt haben, er habe sie vor Jahren teilweise mit Faust, Stock und Teppichklopfer geschlagen, ist die Situation in der Diözese Augsburg total verfahren.

Ein Sonderermittler des Kinderheims wirft dem Bischof vor, in dessen Amtszeit als Stadtpfarrer sei in größerem Umfang Stiftungsgeld satzungsfremd ausgegeben worden - für überteuerte Kunstwerke, Weine, Bewirtungen und andere Dinge, die für die Heimkinder von keinerlei Nutzen waren.

Auch viele Katholiken und Laienvertreter sprechen sich inzwischen offen für einen Rücktritt aus: "Der Bischof ist sicherlich nicht mehr zu halten. Seine Autorität ist völlig dahin", sagt beispielsweise Klaus Vogelgsang, Vorstandsmitglied im Pfarrgemeinderat von Heilig Geist in Augsburg-Hochzoll. "Die Frage ist nur, wie gestalten wir das, ohne großen Schaden für die Kirche anzurichten."

Herbert Tyroller, der Diözesansprecher der Kirchenvolksbewegung, berichtete, er sei angesichts der Sturheit des Bischofs oft darauf angesprochen worden, ob er nicht für eine Rücktrittsforderung Unterschriften sammeln wolle. Vor allem die finanziellen Unregelmäßigkeiten im Schrobenhauser Kinderheim hätten die Leute empört und hellhörig gemacht.

Während Politiker von SPD und Grünen schon seit längerem den Rücktritt von Mixa fordern, halten sich führende Politiker der CSU noch bedeckt. Am Mittwoch ging der CSU-Sozialpolitiker Hermann Imhof, bis zu seiner Wahl in den Landtag Caritasdirektor in Nürnberg, allerdings in Vorlage und forderte ebenfalls Mixas sofortigen Rücktritt. Aus dem Bischofshaus in Augsburg kommt aber auf all das keine Reaktion. Das Bistum veröffentlichte lediglich eine Pressemitteilung über die Ordinariatskonferenz vom Dienstag. Darin wird berichtet, Bischof Walter Mixa habe dort "erstmals über seine Einschätzung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe" informiert.

© SZ vom 22.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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