Projekt der Staatsregierung:Ideenschmiede für Arbeitgeber

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Eine neue Servicestelle unterstützt familienfreundliche Betriebe in Bayern. Noch ist die Zahl der Teilnehmer aber gering

Von Dietrich Mittler, München

Bayerns Arbeitgeber können sich künftig wertvolle Hinweise holen, wie sie ihre Betriebe oder Dienststellen familienfreundlicher gestalten. Möglich wird dieser neue Service durch den Familienpakt Bayern, der aufgrund einer Initiative des Sozialministeriums mit Vertretern der bayerischen Wirtschaft geschlossen wurde. Am 22. Juli 2014 hatten Ministerpräsident Horst Seehofer und die damalige Staatskanzleichefin Christine Haderthauer - zuvor Bayerns Sozialministerin - im Prinz-Carl-Palais in München ihre Unterschrift unter den Pakt gesetzt. Im festlichen Rahmen eines Staatsempfangs nahm nun am Montag eine Servicestelle offiziell ihre Arbeit auf, die nach Angaben von Bayerns jetziger Sozialministerin, Emilia Müller, "eine Ideenschmiede zwischen den engagierten Unternehmen und Verbänden" sein soll. Ihr Ziel: mit konkreten Hinweisen eine familienfreundlichere Personalpolitik - so etwa bezüglich der Arbeitszeit-Organisation - zu ermöglichen und interessierte Arbeitgeber untereinander zu vernetzen.

Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, der vor mehr als einem Jahr den Pakt mit unterzeichnet hatte, hob am Montag den Stellenwert der Initiative hervor. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei sie "ein bedeutender Baustein zur Fachkräftesicherung". Die neue Servicestelle, betrieben von der Pricewaterhouse Coupers AG, könne "konkrete Angebote für noch mehr Familienfreundlichkeit" schaffen. Erreichbar ist sie per Mail unter servicestelle@familienpakt-bayern.de und telefonisch unter 089/ 5790 6280.

Auch Georg Schlagbauer, der Präsident des Bayerischen Handwerkstags, sieht familienfreundliche Betriebe gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil: "Durch den demografischen Wandel müssen wir verstärkt Frauen für unseren Wirtschaftsbereich gewinnen und für Familienväter weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sein." Er appellierte an Bayerns Handwerksbetriebe, dem Pakt beizutreten. Zu den Unternehmen und Dienststellen, die sich zu den Zielen des Familienpaktes bekennen, gehören unter anderem die Fürst Gruppe (Personaldienstleistungen) sowie die Landkreise Günzburg, Landshut, Pfaffenhofen an der Ilm und die Städte Rehau und Bayreuth. Insgesamt ist die Mitgliederzahl noch sehr überschaubar, was aber nichts über die tatsächliche Familienfreundlichkeit der Betriebe aussagen muss. So etwa unterstützt der Coburger Autozulieferer Brose bereits seit Jahren Mitarbeiter, die Angehörige zu Hause pflegen müssen - ohne auf der Mitgliederliste zu stehen.

Die Unterzeichnung des Paktes hatte für Staatskanzleichefin Christine Haderthauer am 22. Juli 2014 einen herben Beigeschmack. Justament am Rande dieses Ereignisses distanzierte sich Ministerpräsident Horst Seehofer deutlich von seiner wegen der sogenannten Modellbau-Affäre belasteten Ministerin. Anfang September 2014 trat sie zurück.

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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