Plötzlich Bürgermeister:"Meine Familie war nicht begeistert"

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Hubert Mangold ist in seiner Gemeinde beliebt - so sehr dass ihn 55 Bürger spontan auf ihre Stimmzettel schrieben und ihn in die Stichwahl schickten. (Foto: oh)

Eigentlich stand er gar nicht zur Wahl, nun ist Hubert Mangold trotzdem Bürgermeister von Schwaigen. Sein Vorgänger hatte ohne Gegenkandidaten verloren. Im Interview erklärt Mangold, was in seinem Dorf jetzt anders wird.

Von Eva Limmer

Karl Schwarzberger war vor zwei Wochen als einziger Bürgermeisterkandidat in Schwaigen angetreten und hat trotzdem verloren - nicht einmal die Hälfte der Wähler stimmten für ihn. Mit 55 Stimmen kürten die Schwaigener zudem Wahlleiter Hubert Mangold zum unfreiwilligen Gegenkandidaten. Der musste sich erst einmal überlegen, ob er überhaupt Lust hat, das Amt zu übernehmen. Am Sonntag wurde er mit 64 Prozent zum neuen Bürgermeister gewählt.

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:Allein angetreten - und verloren

Er hatte keinen Gegenkandidaten und hat trotzdem verloren: Der Schwaiger Bürgermeister Karl Schwarzberger hat nicht einmal die Hälfte der Stimmen erhalten. Jetzt hat er keine Lust mehr.

Von Eva Limmer

SZ: Herzlichen Glückwunsch Herr Mangold, Sie sind ganz spontan Bürgermeister geworden. Wissen Sie schon, was ihre erste Amtshandlung sein wird?

Hubert Mangold: Als erstes halte ich eine Bürgerversammlung. Da will ich auch dem ehemaligen Bürgermeister nochmal danken. Und ich rede mit den Bürgern und Gemeinderäten, was es für Ideen für Schwaigen gibt. Aber das hätte der alte Bürgermeister wohl auch so gemacht.

Hat Ihnen denn der Verlierer Schwarzberger schon gratuliert?

Er war einer der Ersten. Karl hat ganz nett mit mir geredet. Er hat mir auch gleich gesagt, was es in nächster Zeit Dringendes zu tun gibt. Wir werden im April eng zusammenarbeiten. Mir kam er irgendwie erlöst vor am Sonntag.

Eigentlich wollten Sie gar nicht Bürgermeister werden. Sind Sie jetzt ein Rathauschef wider Willen?

Ich habe mich ehrlich gesagt bis vor 14 Tagen überhaupt nicht mit dem Gedanken auseinandergesetzt. Ich wollte ja als Gemeinderat aufhören und kein politisches Amt mehr übernehmen. Ich war nicht gefasst darauf, plötzlich Bürgermeister zu werden. Aber wider Willen kann man nicht sagen, sonst wäre ich ja gar nicht angetreten.

Was hat Sie letztendlich dazu gebracht, es zu tun?

Das war die Liebe zum Dorf. Und auch die Härte der Situation. Wenn ich die Nominierung zur Stichwahl nicht angenommen hätte, dann wäre es zu Neuwahlen gekommen. Bis man dann einen neuen Bürgermeister hat, dauert es mindestens ein halbes Jahr. Und dann wäre bei uns wieder nicht sicher, ob sich da einer aufstellen lässt und die Wahl dann auch annimmt. Gerade weil es bei uns in Schwaigen viel zu tun gibt, wäre es unverantwortlich gewesen Nein zu sagen.

Was haben Familie und Freunde dazu gesagt?

Meine Familie war nicht begeistert, weil so ein Amt eben immer viel Arbeit und weniger Zeit bedeutet. Der Freundeskreis fand es toll. Viele kamen bei mir daheim vorbei und haben mir gratuliert. Wahrscheinlich haben mich auch viele von denen auf den Stimmzettel geschrieben.

Lag es wirklich nur an Ihren Freunden, dass Sie überhaupt in die Stichwahl gekommen sind?

Das ist schwierig zu sagen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich schon zwölf Jahre im Gemeinderat war und mir die Leute daher die Verantwortung zugetraut haben. Oder an meiner Tätigkeit als Jugendreferent. Ich denke, dass mich viele junge Leute auf den Stimmzettel geschrieben haben.

Haben Sie damit gerechnet, die Wahl zu gewinnen?

Ich dachte, dass es sehr viel knapper ausgehen würde. Ich habe bewusst keine Werbung gemacht oder irgendwelche Wahlveranstaltungen. Einige meiner Freunde wollten eine Feier für mich machen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte die Stimmung im Dorf nicht weiter anheizen.

Was machen Sie künftig anders als Ihr Vorgänger?

Anders würd ich jetzt nicht sagen. Gerade haben wir viele Projekte wie das neu ausgewiesene Baugebiet oder den neuen Mehrzweckraum mit Schützenhaus. Damit alles glatt über die Bühne geht, arbeite ich in nächster Zeit sehr eng mit dem Gemeinderat zusammen. Dann wird es schon hinhauen und endlich wieder Ruhe in Schwaigen einkehren.

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